Piratin Irene Labner im Gespräch

Für mehr Transparenz im Landhaus und gegen den Klubzwang bei Abstimmungen sprechen sich die Tiroler Piraten aus. Im Gespräch mit tirol.ORF.at nimmt Spitzenkandidatin Irene Labner auch zum häufigen Führungswechsel bei den Piraten Stellung.

Vor einem Jahr haben die Piraten bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl ein Mandat ergattern können. Der damalige Spitzenkandidat ist mittlerweile aus der Partei ausgeschlossen worden, im Mai 2012 wurde ein neuer Vorstand gewählt, im November 2012 gab es dann wieder einen neuen Vorstand und seit Dezember sind Sie Spitzenkandidatin für die Landtagswahl. Ist ein häufiger Führungswechsel systemimmanent?

Der häufige Führungswechsel hat damit zu tun, dass bei uns die Vorstandspersonen sehr viel ehrenamtliche Arbeit zu leisten haben. Das will niemand auf Dauer machen, es ist unbezahlt und nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.

D.h. sollten Sie in den Landtag kommen, würden Sie gar nicht die vorgesehenen fünf Jahre bleiben wollen?

Natürlich will ich fünf Jahre dabeibleiben. Sollte ich aus irgendwelchen Gründen das Amt nicht fünf Jahre tragen können, dann wäre Daniel Hunger als mein Listenzweiter eine wunderbare Vertretung. Man braucht sich um dieses Mandat keine Sorgen machen.

Laut Umfragen liegen Sie bei einem Prozent der Wählerstimmen. Sie stehen nur in den Bezirken Innsbruck, Innsbruck-Land und Schwaz auf dem Wahlzettel. Warum glauben Sie, hat der Rückenwind für die Piraten innerhalb eines Jahres nachgelassen? Oder hat es den vor allem im ländlichen Bereich sowieso nie gegeben?

Im ländlichen Bereich sind die Reaktionen auf uns verhaltener, das haben wir besonders beim Sammeln der Unterstützungserklärungen gemerkt. Hinzu kommt, dass sehr viele neue Listen antreten und sich somit für die Protestwähler sehr viele neue Möglichkeiten auftun.

Warum sollte man die Piraten wählen? Welche Altersgruppen bzw. welche gesellschaftlichen Gruppen möchten Sie ansprechen?

Die Piraten sind zwischen 17 und 70, wir haben eine bunt gemischte Mitgliederschar. Wichtig ist nur, dass jeder, der Piraten wählt, auch ein bisschen Eigenengagement mitbringen soll. Es ist im Prinzip „Selbstmach-Politik“, eine basisdemokratische Politikrichtung, d.h. jeder hat gleich viel Mitstimmungsrecht und es wird nicht von oben nach unten bestimmt.

Die Piraten gelten als DIE Internetpartei. Heißt das auch, wer sich nicht im Internet bewegt, wird von Ihnen auch nicht vertreten?

Das stimmt so nicht. Es ist für uns nur schwieriger, Menschen zu erreichen, die nicht im Internet vertreten sind. Es ist für uns ein komfortables Medium, um unsere Mitglieder anzusprechen und Abstimmungen abzuhalten, weil es räumliche Distanzen überwindet. Menschen die das Internet nicht nützen, haben die Möglichkeit, zu unseren Stammtischen zu kommen.

In unserem Fragenkatalog auf tirol.ORF.at lassen Sie damit aufhorchen, dass Sie prinzipiell gegen Koalitionen sind: „Koalitionen entmachten die Landtage und konzentrieren die Macht auf die Koalitionsparteien.“ Aber: Wenn es keine Koalitionen gibt, wer soll dann die Regierung bilden?

Es soll möglich sein, ohne Klubzwang seine Stimme abzugeben. Die Regierungsbildung wird noch die nächsten Jahrzehnte mit Koalitonsbildung gemacht werden, dass können wir Piraten nicht verhindern. Wünschenwert wäre, dass gleichberechtigte Mandatare ohne Klubzwang abstimmen können.

Wenn die Piraten in den Landtag kommen – welchem Ihrer Anliegen würden Sie gute Chancen einräumen, dass es innerhalb einer Legislaturperiode auch durchgesetzt wird?

Ich hoffe, die Transparenz im Landhaus. Die Ausschüsse sollen endlich öffentlich werden. Ausschüsse, die öffentliche Themen betreffen, dürfen nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Seit Dezember sind Sie Spitzenkandidatin der Piratenpartei Tirol. Seitdem haben Sie ja auch sicher die Erfahrung machen müssen, dass man als Politiker in den Internetforen mitunter nicht mit Samthandschuhen angefasst wird. Wie geht es Ihnen damit?

Sehr gut. Da wird man bei den Piraten sehr gut darauf vorbereitet, weil die Piraten untereinander auch heftige Diskussionen führen. Das ist unsere Meinungsfreiheit, die wir respektieren. Es ist eine gute Vorbereitung für den Diskurs mit politischen Gegnern.

Haben Sie die Entscheidung, sich als Piratenchefin aufstellen zu lassen, mittlerweile schon einmal bereut?

Piratenchefin ist der falsche Ausdruck. Ich habe es manchmal überdacht, weil es frisst wahnsinnig viel Freizeit. Als berufstätige Alleinerzieherin ist es doch ein großer Zeitfresser. Aber wirklich bereuen tue ich es nicht, weil ich möchte etwas verändern.

Wie geht es mit Ihnen und den Piraten weiter, wenn Sie den Einzug in den Landtag nicht schaffen?

Es gehen uns die Themen in Tirol nicht aus. Es wird definitiv auch in den nächsten Jahren viel geben, das man verbessern muss, worauf man hinweisen muss und wo man die Öffentlichkeit auch einbinden muss, um Missstände aus der Welt zu räumen.

Das Gespräch führte Natalie Wander, tirol.ORF.at

Irene Labner im Wordrap:

Was wollten Sie als Kind werden?
Försterin

Wen sehen Sie als Ihr Vorbild?
Vorbilder habe ich nur in der Kunst: Den Schweizer Maler Hansruedi Giger

Was können Sie am besten kochen?
Spaghetti Bolognese

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Tirol?
Ich gehe gerne in Natters spazieren

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Small is beautiful“ von E.F. Schumacher

Was sehen Sie als Ihre Stärke an?
Ich bin ein Organisationstalent

Was ist ihre größte Schwäche?
Extrem Couching

Warum sind Sie in die Politik gegangen?
Um etwas zu verändern

Was tun sie am liebsten, wenn Sie nicht von Politik und/oder Beruf eingespannt sind?
Meine Aquarien betreuen und mit meiner Tochter und meinem Hund spazieren gehen.

Was machen Sie in 10 Jahren?
Wer weiß das schon?

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