Bahnbrechende Diabetes-Erkenntnis

Ein ganz spezielles Protein ist bei der Entstehung der zunehmend verbreiteten Stoffwechselkrankheit Typ 2 Diabetes maßgeblich verantwortlich. Das hat jetzt ein internationales Forschungskonsortium unter Tiroler Leitung entdeckt - eine revolutionäre Erkenntnis.

Das Knochenumbauproteine RANKL(receptor activator of nuclear factor-κB) ist laut den aktuellen Forschungsergbnissen entscheidend an der Entwicklung der Zuckerkrankheit mitbeteiligt. Dieser Nachweis ist ForscherInnen um Prof. Stefan Kiechl und Prof. Johann Willeit von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie, Univ.-Prof. Herbert Tilg (Univ.-Klinik für Innere Medizin I) und Prof. Georg Schett von der Universität Erlangen gelungen. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden aktuell von der führenden Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.

Forscherteam

Med Uni

v.l.: Univ.-Prof. Herbert Tilg, ao.Univ.-Prof. Johann Willeit, Univ.-Prof. Georg Schett, die Brunecker Primarii Dr.in Agnes Mayr und Prof. Friedrich Oberhollenzer, Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs und ao. Univ.-Prof. Stefan Kiechl. (Medizinische Universität Innsbruck/ MUI).

RANKL macht Insulin wirkungslos

Laut den aktuellen Forschungen aktiviert RANKL den relevanten „Entzündungsschalter“ in der Leber, wodurch das Hormon Insulin seine Wirkung verliert. . „Gelingt es, in diesen Prozess gezielt mit Medikamenten einzugreifen, könnte die Entstehung von Diabetes Mellitus 2 verhindert bzw. eine nachhaltige Normalisierung des Blutzuckerspiegels erreicht werden“, betonen die Tiroler Forscher Kiechl, Tilg und Schett.

RANKL spielt bei der Gefäßverkalkung eine relevante Rolle und auch Leberzellen sind für die Aktivitäten des Proteins empfänglich. Es führt zur Insulinresistenz sowie zu einer Entzündung und Verfettung der Leber, so die Forscher.

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Langzeitstudie führte Forscher auf die Spur

Im Zuge der Bruneck-Studie wurde die RANKL-Konzentration im Blut von rund 1.000 Personen gemessen. Bei dieser Untersuchung zeigte sich, dass Personen mit hohem RANKL-Spiegel, unabhängig von Geschlecht und Alter, ein deutlich erhöhtes Risiko aufwiesen Diabetes Mellitus Typ 2 zu entwickeln.

Die Daten aus der Studie konnten schließlich in mehrjähriger Labortätigkeit nachgewiesen werden. Hierfür wurde die RANKL-Aktivierung in der Leber spezifisch gehemmt und dadurch eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels erreicht. „Die Laboruntersuchungen bestätigen, dass das Protein RANKL ein großes Potential für künftige Therapieansätze aufweist“, so Prof. Schett.

Möglicherweise schon bald Medikament?

Ebenfalls seit kurzem ist bekannt, dass das Diabetes-Medikament Metformin auch die RANKL-Aktivität beeinflusst. Bei der Osteoporose wird die RANKL-Aktivität bereits erfolgreich mittels Antikörper vermindert. Dieser „Startvorteil“ könnte für künftige Medikamenten- und Interventionsstudien genützt werden und deren Durchführung wesentlich beschleunigen. „Eine zugelassene Medikation zur Vorbeugung oder Therapie des Diabetes Mellitus Typ 2 könnte schon in wenigen Jahren Realität sein“, zeigen sich die Tiroler Forscher zuversichtlich.

Typ 2 Diabetes massiv im Vormarsch

Die Stoffwechselerkrankung Typ 2 Diabetes - auch Zuckerkrankheit genannt - wird auf Grund falscher Ernährung und mangelnder Bewegung zunehmend zur Volkskrankheit. Acht Prozent der Bevölkerung sind in Österreich davon betroffen, rund 2.500 Erkrankte werden allein an der Klinik in Innsbruck betreut.

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