Energiewende ist gemeinsamer Kraftakt
Die fossile Energie wird immer weniger und nicht zuletzt auf Grund des steigenden Verbrauchs in China immer teurer, zeichnet Reinhold Messner zu Beginn der Diskussion ein düsteres Zukunftsszenario. Deshalb sei ein rascher Umstieg auf alternative Energieträger unumgänglich. Darüber herrschte Einigkeit am Podium - genauso wie über die Tatsache, dass eine Energiewende zwar nur global zu lösen ist, jedoch bei jedem einzelnen Bürger beginnt.
ORF
Energie könnte viel effizienter genutzt werden
Auch der noch so intensive Ausbau von Wasserkraft, Solar- und Windenergie würde in Tirol den Energiebedarf in Zukunft nicht decken können. Um die Energiewende zu schaffen sei es notwendig, die vorhandene Energie viel besser zu nutzen, erklärte Wolfgang Streicher, Experte an der Uni Innsbruck.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Konkret liege in der Wohnbausanierung und im Umstieg auf alternative Heizsysteme, wie etwa den Erdwärmepumpen, ein hohes Energiesparpotential. Jüngste Passiv-Wohnanlagen der Neuen Heimat würden ein Zehntel der Energie von älteren Objekten benötigen. Dementsprechende Förderprogramme müssten seitens der Politik unbedingt fortgesetzt und intensiviert werden. Die öffentliche Hand müsse diesbezüglich mit guten Beispiel voran gehen, so Streicher.
ORF
Ein großes Auto ist noch viel zu sexy
Der größte Energieverbraucher in Tirol ist mit 43 Prozent der Verkehr. Trotz des massiven Ausbaus der öffentlichen Verkehrsmittel in Tirol werden diese - zwar sehr gut - aber immer noch zu wenig genutzt, stellte der noch amtierende Verkehrslandesrat Anton Steixner (ÖVP) fest. Hier benötige es ein dramatisches Umdenken und eine verstärkte Bewusstseinsbildung jedes Einzelnen, sieht die Klimabündnis-Tirol-Geschäftsführerin Anna Schwerzler jeden einzelnen Bürger in der Pflicht.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Derzeit sei es in Tirol leider noch „unsexy“, ein kleines energiesparendes Auto zu fahren. Zu sehr sei das Auto noch Statussymbol. Für den Uni-Experten Streicher ein Paradoxon, denn allein der Kostenunterschied zwischen einem großen und kleinen Auto ist enorm. Herr und Frau Tiroler würden auch lieber mit dem Auto nach Wien fahren, anstatt sich gemütlich in den Zug zu setzen und ausgeruht und nahezu gleich schnell dort anzukommen. Ähnliches gelte auch für den Personennahverkehr.
Messner massiver Befürworter der Wasserkraft
Was den Ausbau der alternativen Energie in Tirol betrifft, brach TIWAG-Chef Bruno Wallnöfer eine Lanze für die Wasserkraft. Tirol werde für sein Potential an Wasserkraft international beneidet und dementsprechend ist es Wunsch der Politik im Land und auch in der EU, dieses Potential zu nutzen - weniger in Form neuer Anlagen, sondern vielmehr naturschonend durch den Ausbau bestehender Anlagen. Bis zum Jahr 2030 will die TIWAG die Stromgewinnung um 2.000 Gigawattstunden erhöhen.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Mit Reinhold Messner hat Wallnöfer für seine Pläne einen prominenten Befürworter am Podium. Gesamttirol hätte mit seinen Möglichkeiten der Wasserkraft und der Masse an Holz die besten Voraussetzungen, um die Energiewende zu schaffen. Ergänzend sieht Messner in der Solar- und punktuell auch in der Windenergie Potential. Wenn Tirol die Energiewende nicht schafft, wer dann, so Messner.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Energiewende Riesenchance für Tirol
Einen radikalen Umstieg auf erneuerbare Energie wünscht sich der scheidende Energielandesrat Anton Steixner von seinen Nachfolgern. Ähnlich wie Reinhold Messner sieht er darin eine große Chance für Tirol. Jenen westlichen Ländern, denen dieser Umstieg am schnellsten gelingt, hätten einen enormen Wettbewerbsvorteil - nicht nur weil Erdöl immer teurer werden wird, sondern auch, weil man sich technologisch schneller entwickelt hat als andere Regionen.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Damit die Energiewende gelingt, darüber waren sich alle am Podium einig, braucht es die Beteiligung der Länder, Gemeinden und jedes Einzelnen. Die aktuelle Bewusstseinsbildung lasse aber zu wünschen übrig. Bestes Beispiel: Jeder Tiroler sei für den Ausbau der Wasserkraft, allerdings nicht vor der eigenen Haustür. Ähnliches gelte für das Auto, die Öffis, etc. Mit diesem Bewusstsein ist die Energiewende wohl nicht zu schaffen, hieß es unisono. Deshalb seien laut Streicher entscheidungsfreudige Politiker gefragt, dann die Bevölkerung zu 100 Prozent zufrieden zu stellen, werde nie gelingen. Damit wird die Energiewende auch zur großen demokratiepolitischen Herausforderung.
Stefan Lindner; tirol.ORF.at