Felix Mitterer wird 65

Der Tiroler Dramatiker Felix Mitterer wird am Mittwoch 65 Jahre alt. Allein die Geschichte seiner Kindheit gäbe Stoff für mehrere Romane ab, und tatsächlich taucht immer wieder selbst Erlebtes in Texten Felix Mitterers auf.

Zur Welt kam Felix Mitterer am 6. Februar 1948 in Achenkirch. Seine Mutter hatte ihn schon vor der Geburt ihrer engsten Freundin versprochen, als arme Kleinbäuerin war sie früh dran, einen guten Platz für den Knaben zu bekommen. Mitterers Zwillingsschwester starb bei der Geburt, schon nach kurzer Zeit nahmen ihn Juliane und Michael Mitterer ihn ihre Obhut.

Felix Mitterer

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Das Kind Felix Mitterer

Das jähzornige Naturell seiner Ziehmutter bekam Mitterer immer wieder handfest zu spüren, sein Ziehvater „Dati“, dem er Autor in der Figur des Alten in „Kein Platz für Idioten“ ein Denkmal setzte, war ihm immer wieder Zuflucht. Da die Adoptiveltern immer wieder an verschiedenen Höfen Arbeit fanden, kam Felix Mitterer weit herum. Zum Beispiel kam er den Sommer über auf den Öbristhof, wo er glücklich war. Der Bauer, Sebastian Krimbacher, wurde sein Firmpate.

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Auffallendes Schreibtalent

In der Volkschule fiel Mitterers Schreibtalent auf, gefördert wurde es von seinem Lehrer Herbert Sojer, der ihm auch den Weg in die Lehrerbildungsanstalt öffnete. Doch Mitterers Schulleistungen ließen nach, er verbrachte seine Zeit lieber mit Lesen von Literatur als mit Studien. Seine Flucht nach England endete in Rotterdam. Dort aufgegriffen und wieder heimgeschickt, nahm er eine Stelle als Zollbeamter am Innsbrucker Frachtenbahnhof an.

Vom Zollbeamten zum Autor: „Kein Platz für Idioten“

1970 wird in der „Ö3-Musicbox“ erstmals ein Text von Felix Mitterer gesendet, es ist der Monolog eines einsamen Alten. 1976 wird im ORF Landesstudio Tirol als erstes Hörspiel Mitterers „Kein Platz für Idioten“ gesendet, mit dem Autor in der Hauptrolle des behinderten Buben.

Die ehemalige Volksbühne Blaas

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Die ehemalige Volksbühne Blaas

Vom damaligen Literaturchef und Hörspielregisseur Franz Hölbing auf den Text aufmerksam gemacht, ermuntert Helene Blaas, die Direktorin der „Tiroler Volksbühne Blaas“ Mitterer zum Ausbau des Stückes in Form des Dreiakters. Regie bei dieser Uraufführung führte Josef Kuderna; das Ensemble wurde von Albert Peychär, Felix Mitterer und Pepi Pittl angeführt. Im selben Jahr, 1977, erscheint Mitterers Kinderbuch „Die Superhenne Hanna“, das zum Bestseller wird.

Tiroler Volksschauspiele und weitere Stationen

1981 gründen Kurt Weinzierl, Dietmar Schönherr, Otto Grünmandl und Josef Kuderna die Tiroler Volksschauspiele. Weinzierls Idee folgend, werden herausragende Tiroler Schauspieler und Darstellerinnen in der Burg Hasegg von Hall in Tirol exemplarisches Volkstheater zeigen: Hans Brenner, Julia Gschnitzer, Richard Haller, Krista Posch, Ruth Drexel und viele andere sind dabei; gespielt werden Franz Kranewitters Einakterzyklus „Die Sieben Todsünden“ und „Totentanz“.

Film von Martin Sailer

Am 3.2. ist ihm ein Film von Martin Sailer gewidmet: „Anders gesagt – Ein Portrait für Felix Mitterer“ wird am 3.2. um 10.5 Uhr im Programm ORF 2 zu sehen sein - mehr dazu in „Anders gesagt – ein Portrait für Felix Mitterer“

Für das nächste Jahr wird Mitterer, der in Hall als Spielansager und Sänger auftrat, mit einem Stück beauftragt, so entsteht „Stigma“. Vom Haller Bürgermeister und seiner Umgebung als gotteslästerlich und pornographisch eingestuft, soll es nach dessen Willen nicht in Hall gespielt werden dürfen. Es kommt zum Wechsel der Volksschauspiele nach Telfs, wo Bürgermeister Helmut Kopp die Spieler mit offenen Armen aufnimmt und, wie Mitterer selbst, von erzkonservativen Aktivisten bedroht wird.

Drohbriefe

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Drohbriefe an Bürgermeister Kopp und Autor Mitterer

„Stigma“ wird zum Riesenerfolg und macht Mitterer im gesamten deutschsprachigen Raum berühmt. Eine hoch kreative Phase beginnt: „Heim“, „Besuchszeit“, „Drachendurst“, „Die Wilde Frau“ und „Kein schöner Land“ folgen. Mitterer, längst mit er Malerin Chryseldis Hofer verheiratet und Vater ihrer Tochter Anna, übernimmt die Titelrolle in John Goldschmidts Kinofilm „Egon Schiele“, schreibt das Drehbuch zu Goldschmidts Peter Altenberg-Portrait „Der Narr von Wien“, „Erdsegen“ (Regie: Karin Brandauer) und weitere Filmbücher.

Gespielt von Profis und Laien

Egal ob „Kein Platz für Idioten“, „Die Wilde Frau“, „Munde“, „Die Kinder des Teufels“ oder „Mein Ungeheuer“: Die meisten der bislang 31 Dramen Mitterers werden von professionellen Theatern im ganzen deutschsprachigen Raum ebenso gespielt wie von Amateuren. Wie ist das möglich? Dazu gibt es drei Erklärungsversuche von Wegbegleitern: Von Ekkehard Schönwiese (Autor und Regisseur), Pepi Pittl (Schauspieler und Regisseur) und Markus Völlenklee (Obmann der Tiroler Volksschauspiele):

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Besonders erfolgreich ist Felix Mitterer auch mit Hörspielen: „Die Beichte“ wurde zum Österreichischen Hörspiel des Jahres gewählt; Mitterer erhielt für dieses Stück, das später auch auf die Bühne kam, den Österreichischen Radiopreis der Erwachsenenbildung und die wohl weltweit renommierteste Radioauszeichnung, den internationalen „Prix Italia". Zuletzt schrieb der Autor für das Landesstudio Tirol „Last Exit Zero“, das im November als Livehörspiel im ORF Tirol Studio 3 zu erleben war.

Mitterer als Schauspieler zu sehen

Derzeit spielt Mitterer, dessen Film- und Fernseharbeiten wie die „Piefke Saga“, „Die Freiheit des Adlers“, „Verkaufte Heimat“ und Tatort-Folgen ebenso zur Legende geworden sind wie seine Theaterstücke, in Wien mit großem Erfolg seine Bühnenfassung von Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“. Mit dieser Rolle ist er, erstmals nach fast 30 Jahren, wieder als Schauspieler zu sehen. Im Juni wird am Theater in der Josefstadt sein neues Drama „Jägerstätter“ uraufgeführt werden, mit Gregor Bloéb in der Titelrolle. Das Stück wird anschließend vom Theatersommer Haag übernommen werden.