Umstrittener Diakon verärgert Gläubige

Ein früherer ranghoher Mitarbeiter der Tiroler Sicherheitsdirektion, der derzeit suspendiert ist, steht wieder im Dienst der Kirche. Er ist – sehr zum Ärger einiger Gläubigen - in der Pfarre seines Wohnortes als Diakon tätig. Die Kirche verteidigt diese Entscheidung.

Der Arbeitgeber Öffentlicher Dienst hat über die berufliche Zukunft des Mannes noch nicht entschieden. Er war in einem Prozess im Juni 2012 wegen Amtsmissbrauchs zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt worden – mehr dazu in Ein Jahr bedingt für Top-Polizisten. Hinsichtlich der geschlechtlichen Nötigung sprach das Gericht den ehemaligen Spitzenpolizisten aber im Zweifel frei. Dieses Urteil ist inzwischen rechtskräftig, wie die Staatsanwaltschaft Feldkirch gegenüber dem ORF Tirol bestätigt.

Wie in der Verhandlung auch zur Sprache kam, hatte der engagierte Katholik und mehrfache Familienvater allerdings mit anderen Frauen Sex auf der Ledercouch seines Büros, was durch Spermaspuren belegt ist.

Für Kirche als Diakon tragbar

In seinem kirchlichen Dienst ist er jetzt aber teilweise rehabilitiert worden. Seit kurzem ist er wieder als Diakon in der Pfarre seines Wohnortes tätig. Das bestätigt die Diözese Innsbruck jetzt erstmals offiziell gegenüber dem ORF Tirol.

Seit November 2009 ist der ehemalige Spitzenbeamte mit um ein Drittel gekürzten Bezügen im Polizeidienst suspendiert. Das war er seit über drei Jahren und bis vor kurzem auch als langjähriger Diakon in seiner Pfarrgemeinde. Diese Suspendierung hat die Diözese jetzt aber aufgehoben, bestätigt deren Generalvikar Jakob Bürgler.

Diözese: Freispruch von sexueller Nötigung

Die Entscheidung begründet Bürgler mit dem Verweis auf den rechtskräftigen Freispruch in Sachen geschlechtlicher Nötigung. Nur einer der angeblichen Fälle sei im Verfahren letztlich übriggeblieben, und kein einziges der mutmaßlichen Opfer habe sich bei der Kirche gemeldet.

Die Entscheidung, dass der frühere Diakon wieder als solcher arbeiten dürfe, sei nach Rücksprache mit dem örtlichen Seelsorger und dem zuständigen Dekan getroffen worden, erläutert Generalvikar Bürgler. Der örtliche Pfarrgemeinderat sei nicht befragt worden.

Sehr wohl nachgefragt habe die Diözese, ob Gattin und Familie des Betroffenen damit einverstanden seien, dass dieser wieder als Diakon tätig werde. Dies sei klar der Fall und habe eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung gespielt.

Unverständnis bei Gläubigen

Diese Entscheidung, so räumt Bürgler auf Nachfrage ein, habe aber bei einzelnen Gläubigen für Unverständnis und auch für Anfragen bei der Diözese gesorgt. Einzelne Bürger der Gemeinde sollen zuletzt dem Vernehmen nach - als Zeichen des Protestes - demonstrativ nicht zur Christmette im eigenen Ort gegangen sondern in diverse Nachbargemeinden ausgewichen sein.

Die Diözese Innsbruck betont, sie stehe hinter der getroffenen Entscheidung, warte aber die noch ausständigen gerichtlichen Verfahren ab und werde deren Ergebnisse genau prüfen und in mögliche weitere Entscheidungen einfließen lassen.

Kirchlich rehabilitiert ist der Diakon nur teilweise. Nicht mehr tätig ist er im Bischöflichen Diözesangericht in Innsbruck. Dessen Aufgabe ist die Rechtsprechung im kirchlichen Bereich, unter anderem auch in Sachen kirchliches Eherecht.