Porträt eines erfolgreichen Schulschwänzers

Die Übernahme der deutschen Karstadt-Kette ist der jüngste Streich des Tiroler Immobilienunternehmers Rene Benko. Der 37-Jährige bekräftigt damit sein Geschick bei städtischen Einkaufszentren. Ein Urteil wegen Korruption bremste seinen kometenhaften Aufstieg auf dem internationalen Immobilienmarkt zuletzt stark ab.

Der 37-jährige Innsbrucker verkörpert den Traum von der Karriere ohne Lehre. Weil er wegen dringender Immobilienprojekte für die Schule keine Zeit mehr hatte, trat er zur Matura erst gar nicht mehr an. Statt in der Schule zu hocken, hatte er seine Zeit in die Sanierung günstig erworbener Dachböden investiert. Die Folge: zu viele unentschuldigte Fehlstunden für ein Zeugnis.

Generalverdacht: „Zu jung, um gut zu sein“

Mit dem Innsbrucker Kaufhaus Tyrol landete Benko seinen ersten Coup, der ihm den Respekt der Immobilienbranche brachte. Gleichzeitig sahen viele Skeptiker in dem damals 27-jährigen Newcomer einen Bluffer und Blender, doch Benko setzte seine Einkaufs- und Investitionstour unbeirrt fort.

Es folgten Karstadt-Kaufhäuser wie z. B. das Oberpollinger in München, das Innsbrucker Einkaufszentrum west, Luxusvillen am Gardasee. In Wien setzte Benko zuletzt das Goldene Quartier um, ein Komplex aus Luxusshops und Nobelwohnungen im früheren BAWAG-Gebäude. Kurz vor Weihnachten 2012 überraschte Benko mit dem Erwerb eines Kaufhausverbunds, zu dem auch KaDeWe gehört - mehr dazu in KaDeWe: Zuschlag für Benkos Signa. Nicht zustande kam der Kauf der deutschen Warenhauskette Kaufhof, da deren Eigentümer Metro vom geplanten Verkauf Abstand nahm.

Rene Benko mit Ehefrau Nathalie

APA/Hans Klaus Techt

Benko mit Ehefrau Nathalie beim Weißwurstessen in Kitzbühel

Von Freunden und Geldgebern

Auch bei der Suche nach Investoren gelang dem Selfmade-Unternehmer einiges: So konnte er etwa die deutsche Industriellenfamilie Schoeller sowie den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der heute im Beirat der Signa Holding sitzt, ins Boot holen.

Zu seinen persönlichen Freunden gehört Fritz Hakl, früher Direktor der Tiroler Raiffeisen Landesbank. Als dieser scheidungsbedingt selbst in Finanznöten war, soll Benko ihm - gewissermaßen als Unterstützung - seine Villa auf der Hungerburg abgekauft haben.

Krise im Herbst 2012

Im Herbst 2012 schien der unglaubliche Erfolgskurs von Rene Benko jäh gestoppt. Der Immobilienunternehmer und sein Steuerberater Michael Passer wurden am Wiener Straflandesgericht zu je zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt, die Richterin warf ihnen eine „verbotene Intervention“ in einer Steuerangelegenheit in Italien vor, beide fochten das Urteil vergeblich bis in die letzte Instanz an - mehr dazu in OGH bestätigt bedingte Haft für Benko. Als er dafür noch Zeit hatte, war Benko gerne klettern und auf Skitour unterwegs. Der Autonarr, der seinen Fuhrpark nur privat ausfährt, ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von drei Kindern.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at