Tirol bei Einkommen weiter Schlusslicht

Der Rechnungshof (RH) hat am Mittwoch die Einkommensstatistik vorgelegt. Tirol ist wieder das Schlusslicht mit einem mittleren Bruttojahreseinkommen von 22.955 Euro. AK, ÖGB und WK interpretieren den Bericht verschieden.

In seinem Einkommensbericht hat der RH die Daten von 2011 ausgewertet und nach Bundesländern, Beschäftigungsart, Geschlecht, Branchen und vielen weiteren Kriterien gereiht und analysiert. Ein Ergebnis ist, dass teilzeitbeschäftigte Frauen in Tirol nur etwas mehr als die Hälfte des mittleren Bruttojahreseinkommens verdienen.

Rund 9.000 Euro Unterschied bei Vollzeit

Tirol nimmt bei den unselbstständig Erwerbstätigen nach Wien (24.339 Euro brutto jährlich) und Salzburg (23.800 Euro) wieder den letzten Platz ein. Nach Geschlecht aufgeschlüsselt verdienten Männer in Tirol im Jahr 2011 rund 30.204 Euro, Frauen aufgrund der häufigeren Teilzeitarbeit nur 54 Prozent davon, nämlich 16.237 Euro brutto.

Bei Vollzeitbeschäftigten verdienten Tiroler in unselbstständigen Beschäftigungsverhältnissen 38.159 Euro, Tirolerinnen nur 29.718 Euro. Die Tiroler Frauen bilden damit ein zweites Österreich-Schlusslicht: Zwischen ihnen und den am schlechtesten verdienenden Männern – den Kärntnern – klafft ein Abstand von rund 8.000 Euro.

Ähnlicher Trend bei Senioren

Nach Bundesländern differenziert wurden auch die Einkommen von Pensionisten und Pensionistinnen. Die Durchschnittspension einer Tirolerin betrug demnach 11.328 Euro, die eines Tirolers 18.997 Euro netto. Österreichweit betrug das mittlere Jahreseinkommen bei den Frauen 12.763 Euro, bei den Männern 19.370 Euro netto.

Reaktionen auf den Bericht

Die Tiroler Arbeiterkammer fordert in einer Reaktion auf diesen Einkommensbericht 1.300 Euro Netto-Mindestlohn für alle Tiroler Beschäftigten. Denn schon jetzt schütze Arbeit nicht vor Armut, sagt AK-Präsident Erwin Zangerl. Hauptbetroffen von niederen Einkommen seien nach wie vor Frauen.

Dass Tirol bei den Einkommen Schlusslicht hinter Salzburg und Wien ist, sei nicht überraschend, heißt es beim ÖGB. Man weise seit Jahren auf die Probleme hin, sagt ÖGB-Chef Otto Leist. Der Dienstleistungsanteil sei in Tirol viel zu hoch, der Kollektivvertrag im Handel, im Tourismus und in der Pflege viel zu niedrig. Auch die hohe Teilzeitquote verschärfe das vorhandene Einkommensproblem zusätzlich.

Entspannter sieht die Wirtschaftskammer die aktuellen Zahlen. Hier würden immer Äpfel mit Birnen verglichen. Nehme man das mittlere verfügbare Haushaltseinkommen her, dann würde Tirol weitaus besser dastehen als bei den Einzeleinkommen.

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