Neues Bahnzeitalter nicht für Private

Zur Inbetriebnahme der Unterinntaltrasse mehren sich Beschwerden über die mangelnde Auslastung des Milliardenprojekts. Von ÖBB-Seite hieß es, es würden vorerst nur 50 Prozent der Güterzüge unterirdisch unterwegs sein - jene der ÖBB. Private hätten noch nicht nachgerüstet.

Schon rund um die große Eröffnungsfeier war der laute Güterverkehr im Unterinntal ein Thema. Fritz Gurigser kritisierte die Aussage der ÖBB, dass derzeit nur rund 50 Prozent der lauten Züge unterirdisch unterwegs sein würden. Die Begründung von ÖBB-Chef Kern lautete, dass die Bundesbahn die Hausaufgaben gemacht hätte und praktisch alle Loks auf das neue moderne Signalsystem, das im neuen Unterinntaltunnel Voraussetzung für den sicheren Verkehr ist, umgerüstet seien. Aber die private Konkurrenz, so Kern, habe die Umrüstung verschlafen. So komme es, dass private Betreiber, die derzeit rund 50 Prozent des Güterverkehrs ausmachen, nicht durch den Tunnel fahren können.

Gurgiser sieht Problem im Mischverkehr

Fritz Gurgiser kann der Argumentation seitens der ÖBB wenig abgewinnen und spricht von einem Abschieben der Verantwortung auf die privaten Betreiber. Nicht die mit ETCS ausgerüstete Lok gebe die Fahrgeschwindigkeit vor, sondern vielmehr das überaltete Wagenmaterial, das durchaus auch noch bei den ÖBB im Einsatz sei. Das Problem ist und bleibt, so Gurgiser, der Mischverkehr. Denn langsame Güterzüge, die im Raumabstand vor einem Railjet fahren, führen eben zu einem Stau wenn keine Überholstellen vorhanden sind.

Das Zugssicherungssystem ETCS sollte einheitlich in ganz Europa gelten. Auch private Betreiber haben Loks, die dafür gerüstet sind. Nur gebe es laut den Tiroler Grünen eine eigene Österreich-Version und diese Spezialität spielen die privaten Güterzugloks nicht. Mit bösen Folgen für die lärmgeplagte Bevölkerung im Unterland, sagt der Grüne-Abgeordnete Georg Willi: „Wenn ich ein Auto habe kann ich damit auch durch ganz Europa fahren und muss nicht bei jeder Grenze irgendetwas neu anmelden. Bei der Bahn ist es aber so und das versteht kein Mensch. Die Güterzüge könnten alle in der Unterinntaltrasse fahren, die einen mit dem neuen Zugsicherungssystem, die anderen mit dem alten.“

ÖBB: Private haben von Umrüstung gewusst

Deshalb will sich Willi im Landtag dafür einsetzen, dass im neuen Tunnel auch mit alten Signalanlagen gefahren werden darf. Ähnlich hatte sich zuvor auch schon Tirols Verkehrslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) schriftlich bei der Bahn eingesetzt. Bisher allerdings bleiben die ÖBB bei ihrer Haltung mit der Begründung, man könne nicht mit zwei unterschiedlichen Signalsystemen im Tunnel fahren. Es liege an den privaten Güterzugbetreibern, die im Übrigen seit Jahren Bescheid gewusst hätten, dass sie umrüsten müssen, sagt ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Wenn die ÖBB die Umstellung geschafft haben, dürfe man das auch von den Privaten erwarten, so Zumtobel.

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