Hausmeisterkurs hilft Energie sparen
Seit rund zwei Jahren führt die Energie Tirol Hauswarteschulungen durch. Die Hauswarte lernen dabei, wie die Heizanlagen von Kindergarten und Gemeindeamt, Haupt- und Musikschule so bedient werden, dass sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen.
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Großes Augenmerk liegt dabei auf den erforderlichen Betriebszeiten, auf Mängeln der Anlagen, auf adäquaten Heizkurven und auf dem Feedback jener, die sich in kommunalen Gebäuden aufhalten. „Oft ist es ja so“, sagt Bruno Oberhuber, Geschäftsführer von Energie Tirol, „wenn es im Gemeindeamt zu heiß ist, dann bleibt halt einfach immer ein Fenster offen.“
Entlastung für Budget und Umwelt
Hauswarteschulungen sind für Gemeinden zunehmend interessant, weil auch bei einer alten Heizung durch eine korrekte Führung die Kosten um bis zu 20 Prozent reduziert werden können – und das ohne vorangehende Investition.
Oberhuber erinnert sich an einen besonders krassen Fall aus dem Mittelgebirge. Ein Bürgermeister wandte sich an Energie Tirol, weil die Heizkosten für die Gemeindebauten von einem Jahr auf das nächste um 100 Prozent gestiegen waren. „Wir haben uns das genauer angeschaut und sind draufgekommen, dass der alte Hauswart im Vorjahr in Pension ging. Dann ist die Heizung halt das ganze Jahr durchgelaufen.“
Viele Hauswarte seien sich ihrer Bedeutung gar nicht bewusst, so Oberhuber, die Schulung verleihe ihrer Tätigkeit auch eine Aufwertung. Die Schulung bringe viele „Aha-Erlebnisse“, so der Geschäftsführer von Energie Tirol, wo in den vergangenen Jahren rund 240 Männer an Hauswarteschulungen teilgenommen haben.
Gelebte Praxis in Kirchbichl
Die Gemeinde Kirchbichl hat einen Schulwart an einer dieser Fortbildungen teilnehmen lassen, im Anschluss wurde die Heizung der Volksschule genau unter die Lupe genommen. Bei der ab sofort durchgeführten regelmäßigen Kontrolle fiel dem Hauswart z. B. auf, dass das Wasser für die Heizkörper immer gleich heiß war, unabhängig davon, ob es draußen kalt oder warm war. Fazit: Der Außenfühler der Heizanlage war defekt und wurde ausgetauscht.
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Durch Schulung Herr über die Anlage
Außerdem wurde die Heizkurve der Volksschulheizung abgeflacht, damit bei großer Kälte nicht mehr so stark geheizt wird, dass die Benützer ins Schwitzen kommen.
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Viele kleine Maßnahmen von der Einstellung der Heizanlage über ihre regelmäßige Wartung bis zur Einbeziehung von Kommentaren der Benützer brachte Kirchbichl von 2005 bis 2010 eine Halbierung der Heizkosten von 14.000 Euro auf 7.000 Euro jährlich. Die Heizung selbst ist nach wie vor die alte.
Mittlerweile ist an die Heizanlage auch die Musikschule angeschlossen, die getrennten Heizkreisläufe orientieren sich an den unterschiedlichen Anforderungen: Die Volksschule heizt am Vormittag mehr, die Musikschule am Nachmittag und Abend – für Gemeindebauten keine Selbstverständlichkeit.
Überraschender Nebeneffekt
Weil nicht nur die Heizung dem Gemeindehauswart unterliegt, wurden im Anschluss an die Schulung Kirchbichls Kommunalbauten von einem Expertenteam für eine Bestandsaufnahme begutachtet. Dabei fiel auch eine besonders nutzlose Beleuchtung auf: Unter einer Oberlichte aus Glas befand sich eine Reihe von Lampen, die – einmal eingeschaltet – den ganzen Tag nicht mehr ausgeschaltet wurden.
Da das Tageslicht durch die Oberlichte so hell war, fiel das künstliche Licht niemandem auf. Mittlerweile regelt ein Zeitschalter das „Aus“ für die Lampen – und wieder spart die Gemeinde Energie. Dass in Kirchbichl im Vereinshaus heute im Unterschied zu früher im Sommer, wenn das Vereinsleben Pause macht, kein warmes Wasser mehr aufbereitet wird, versteht sich von selbst.
Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at