Tiroler Gemüse wird tonnenweise vernichtet

Tiroler Gemüse ist begehrt und dennoch müssen wöchentlich dutzende Tonnen vernichtet werden. Grund ist, dass der Konsument und damit auch der Handel fast nur mehr erste Wahl will. Kleine Schönheitsfehler werden nicht akzeptiert.

Ein Landwirt hat den ORF Tirol über die Vernichtung von Tiroler Gemüse in Kenntnis gesetzt und er spricht von einem Skandal. In seinem Lagerraum stapeln sich Container mit Kartoffeln und Karotten, die auf Grund ihres Äußeren keinen Abnehmer finden, erzählt der Landwirt, der anonym bleiben möchte, weil er geschäftliche Konsequenzen fürchtet. Bestes Gemüse wird tonnenweise in die Biogasanlage gebracht, weil es nicht schön genug ist.

Zweite Klasse immer weniger im Angebot

Es gibt beim Gemüseverkauf unterschiedliche Qualitätsklassen. Gemüse der Klasse II weist kleine Fehler in Form oder Farbe auf. Diese Klasse wird allerdings immer weniger angeboten und den Landwirten nicht mehr abgenommen.

Die Karotte darf oben nicht zu grün und unten nicht zu spitz sein, erklärt der Landwirt. Ist die Oberfläche nicht glatt sondern zu rillig, kommt sie ebenfalls nicht in den Handel. So kommt es, dass wöchentlich zwischen 15 und 25 Tonnen Karotten und Kartoffeln und zwischen 10 und 15 Tonnen Gemüse vernichtet werden müssen.

Die Angaben des Landwirtes bestätigt auch der Obmann des Tiroler Lebensmittelhandels. Der Kunde verlange Topqualität, und der Handel müsse sie liefern, argumentiert dieser.

Nicht einmal geschenkt gibt es Abnehmer

Die eigene Ernte zur Vernichtung freigeben zu müssen, das hat dem Tiroler Landwirt auf den Magen geschlagen. Er hat in einer Zeitung inseriert, Kartoffeln und Karotten mit kleinen optischen Fehlern zu verschenken. Nur ein einziger Abnehmer holte einige Karotten für seine zwei Pferde, zeigt sich der Landwirt enttäuscht.

Liste Fritz reagiert empört

Auf das Entsorgen von Tiroler Obst und Gemüse reagiert am Donnerstag die Liste Fritz. Sie sieht das Problem nicht in den Produkten, sondern in der ideenlosen Politik. Es sei einfach ungeheuerlich, dass viele Menschen in Tirol nicht über die Runden kommen und sich kaum frische Lebensmittel leisten können, andererseits aber gute, heimische Lebensmittel weggeworfen und vernichtet würden.

Die Liste Fritz fordert jetzt ein Umdenken und neue Ideen für bessere Absatzmöglichkeiten. So könne etwa eine Logistik mit 12 bestehenden Sozialmärkten, Alten- und Pflegeheimen, Schulen, Betriebskantinen oder Krankenhäusern aufgebaut werden und so eine gute Verwendung für die Lebensmittel gefunden werden.