Zwangsarbeit: Bisher neun Meldungen

Nach dem Bekanntwerden von Zwangsarbeit im Erziehungsheim St. Martin in Schwaz haben sich bisher neun Betroffene bei der Opferanlaufstelle des Landes gemeldet. „Sie geben an, unzureichend oder gar nicht entlohnt worden zu sein“, hieß es aus dem Büro von Soziallandesrat Reheis.

Das Land Tirol hatte in der vergangenen Woche eine eigene „Einsatzgruppe“ unter dem Titel „Arbeit in Tiroler Heimen“ ins Leben gerufen – mehr dazu in Missbrauch im Heim: Kommission formiert sich. Weil bei weitem nicht mehr alle Unterlagen vorhanden sind, fordert das Land Betroffene oder Zeitzeugen auf, sich zu melden. Dazu gibt es ab heute eine eigene Anlaufstelle, die im Landhaus telefonisch oder per Mail an opferschutz@tirol.gv.at erreichbar ist.

Lohn als Taschengeld oder Sparbuch

Eine erste, wahllose Sichtung der noch vorhandenen Akten habe ergeben, dass die Löhne für Arbeitsleistungen der Jugendlichen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Form von Taschengeld und Sparbüchern weitergegeben worden seien, erklärte ein Sprecher von Soziallandesrat Gerhard Reheis (SPÖ) am Freitag gegenüber der APA. Ob dies allerdings in allen Fällen und in vollem Umfang so gewesen sei, könne derzeit nicht seriös beantwortet werden, hieß es zudem.

Im Zuge der aktuellen Diskussion um die Arbeitsleistungen sei auch von einzelnen sexuellen Übergriffen berichtet worden. Diese Fälle seien gesondert zu behandeln.

Swarovski sucht Gespräch mit Betroffenen

Der Kristallkonzern Swarovski teilte der APA unterdessen mit, dass die angekündigten Maßnahmen zur vollständigen Aufklärung „umgehend in Gang gesetzt“ worden seien. Es seien bereits „persönliche Gespräche mit ehemaligen Heimkindern“, in denen die damaligen Vorkommnisse klarer werden sollen, zustande gekommen. Die Zusammenarbeit mit dem Land Tirol sei ebenfalls voll angelaufen, hieß es aus der Konzernzentrale in Wattens.

Eglo verweist auf Zahlungsbelege

Der Gesellschafter des Leuchtenherstellers Eglo mit Sitz in Pill im Bezirk Schwaz, Ludwig Obwieser, erklärte, dass man mit einer Frau gesprochen habe, die als Jugendliche in den Jahren 1980 und 1981 acht Monate für das Unternehmen arbeitete. Aufgrund interner Informationen wisse man zudem, dass eine weitere Frau infrage komme, die nur für wenige Wochen bei Eglo beschäftigt gewesen sei, sich aber bisher noch nicht gemeldet habe.

Obwieser betonte einmal mehr, im Besitz von Belegen zu sein, die die Zahlungsflüsse nachweisen würden. „Es hat einen Vertrag gegeben, das Unternehmen hat vertragskonform gehandelt. Wir haben das Geld überwiesen und somit alles beglichen“, meinte der Gesellschafter gegenüber der APA. Daher sehe er auch keine Notwendigkeit, den Lohn noch einmal zu bezahlen. Sollte sich aber im Zuge der Recherchen wider Erwarten noch herausstellen, dass nicht alles beglichen worden sei, wird das Unternehmen laut Obwieser „hundertprozentig“ zu seiner Verantwortung stehen.

Darbo: Wiedergutmachung im Alleingang

Darbo-Vorstandsvorsitzender Martin Darbo hatte am Donnerstag erklärt, den Lohn für die damals geleistete Arbeit nach 30 Jahren ein zweites Mal und dem heutigen Lohnniveau entsprechend zu überweisen – mehr dazu in Darbo entschädigt Heimzöglinge.

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