Gesamtschule: Viel Lob für Platter

Breite Zustimmung von SPÖ, FPÖ und Grünen erntet LH Günther Platter (ÖVP). Platter hatte sich am Mittwoch - entgegen der Parteilinie - für die Gesamtschule ausgesprochen. Jetzt fordern die Parteien, es mögen Taten folgen.

Am Mittwoch sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) eine Gesamtschule für 10- bis 14-Jährige sei für ihn vorstellbar. Es solle aber weiterhin eine Differenzierung geben, damit sich die Schüler nach ihren persönlichen Fähigkeiten entwickeln können - mehr dazu in Gesamtschule für Platter vorstellbar.

SPÖ: „Platter hat Sinnhaftigkeit erkannt“

In der Tiroler SPÖ freut man sich über die „unerwartete Sympathiebekundung Platters für das seit Jahrzehnten von der SPÖ geforderte und von der ÖVP ausdauernd bekämpfte Konzept einer gemeinsamen Schule, die alle fördert“, so die SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Blanik. Platter scheine die Sinnhaftigkeit der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen erkannt zu haben. Jetzt müsse Platter seinen Einfluss in der ÖVP geltend machen.

In dasselbe Horn stößt Otto Leist, Vorsitzender des ÖGB Tirol. Die Einführung der Gesamtschule sei besonders zu begrüßen, weil sie Chancengerechtigkeit ohne soziale Selektion fördere.

Liste Fritz: „Platters mediale Not“

Erstaunt und zugleich erfreut über Platters Zustimmung zur Gesamtschule zeigt sich die Liste Fritz. Landesabgeordneter Gottfried Kapferer führt Platters Aussagen auf eine „mediale Not als Vorsitzender der Landeshauptleute etwas bieten zu müssen“ zurück. Platter habe sich bereits im letzten Sommer für eine gemeinsame Schule medial erwärmt, politisch passiert sei aber nichts. Platter werde von der Liste Fritz nach seinen Taten gemessen und nicht nach „der x-ten Ankündigung“, so Kapferer.

Grüne und FI: „Modellstandort Innsbruck“

LA Gebi Mair von den Grünen begrüßt, dass Platter „die Blockadepolitik seiner eigenen Partei in Frage stellt“. Die Grünen und die Innsbrucker Liste für Innsbruck (FI) schlagen zudem einen Modellstandort für die Gesamtschule in Innsbruck vor, um die gemeinsame Schule flächendeckend einzuführen: „Wir sind zur Umsetzung bereit, gemeinsam mit Land und Bund, rasch eine gemeinsame Schule der Sechs- bis Vierzehnjährigen in Innsbruck zu starten“, stellt dazu Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer klar.

FPÖ: „Wahlmöglichkeit muss erhalten bleiben“

Auch die Tiroler FPÖ spricht sich für die Einführung einer Gesamtschule aus. Allerdings müsse es eine Wahlmöglichkeit geben, so Klubobmann Gerald Hauser: „Das bestehende differenzierte System mit den Gymnasien muss erhalten bleiben, dann ist die Wahlmöglichkeit vorhanden, bei der mehr auf die Individualität der Kinder eingegangen werden kann.“

WK: „Verhandlungen beschleunigen“

Der Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer (WK) Martin Felder hofft, dass der Vorstoß Platters die Verhandlungen beschleunigt: „Die Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeiter haben sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Das österreichische Bildungssystem hat sich aber nicht der Zeit angepasst.“

AK: „Blockadepolitik beenden“

Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl erhofft sich von Platters Vorstoß, „dass nunmehr alle vernünftigen und gegenwartsbezogenen positiven Kräfte in der Volkspartei diese Position in ihren Parteigremien vertreten werden." Es gehe um die Zukunftsfähigkeit des Landes, wenn die Blockadepolitik im Schulbereich ein Ende hat“, so Zangerl.

Landesschulrat für breite Diskussion

Landesschulratspräsident Hans Lintner sprach sich für ein differenziertes Schulwesen aus. Den Vorstoß Platters müsse man breit diskutiert, meint Lintner.

Und zuguterletzt meint Bildungslandesrätin Beate Palfrader von der ÖVP, sie unterstütze Platter und: in Fragen der Bildung müssten Ideologien außen vor bleiben.