Hotels an Russen: Verkäufer im Zwiespalt

Nach dem Verkauf von Ötztaler Hotels an russische Investoren gehen bei Touristikern und Politikern die Wogen hoch. Für die verkaufenden Hoteliers gibt es Verständnis, dennoch bezeichnen es Experten als bedenkliche Entwicklung.

Es waren die ersten Ötztaler Hotels in Familienbesitz, die von russischen Großinvestoren gekauft wurden - mehr dazu in Russen kaufen Söldener Hotels. Über komplizierte Gesellschafterkonstrukte kauften sich dabei Nicht-EU-Bürger rechtlich einwandfrei ein. Dennoch wird die Grundverkehrsbehörde die Verkäufe noch genau unter die Lupe nehmen - mehr dazu in Grundverkehrsbehörde prüft Hotelkäufe.

Mehr Rendite durch Zweitwohnsitze

Das Grundübel seien hohe Steuerauflagen und fehlende Ausstiegsszenarien für Hoteliers, sagt Manfred Furtner, der Landesvorsitzende der Tiroler Hoteliersvereinigung, gegenüber ORF Radio Tirol: „Das ist natürlich eine alarmierende Entwicklung. Das Kempinski in Jochberg, das Hilton in Fieberbrunn und gewisse ausländische Investoren – im Endeffekt wollen sie alle Zweitwohnsitze verkaufen. Weil ein Hotel um mehrere Millionen auf die grüne Wiese zu stellen ist schwierig. Die Investoren wollen Rendite, und über das Hotelmanagement ist die Rendite nicht so leicht zu bekommen wie über den Zweitwohnsitzverkauf.“

Kein Vorwurf an Hoteliers

Seinen Hotelierskollegen will Furtner keinen Vorwurf machen. Am Ende des Tages gebe es oft keine andere Möglichkeit, als zu verkaufen - egal an wen: „Man muss das Beste für die Familie herausholen, das ist klar. Es sind ja alles fleißige Menschen die oft jahrzehntelang Sensationelles geleistet haben. Wenn man keine Nachfolger mehr hat, dann wird es schwierig.“

Politik sei gefordert

Der Spartenobmann in der Tiroler Wirtschaftskammer, Siegfried Egger, spricht von einer bedenklichen Entwicklung. Konkrete Zahlen über Hotelübernahmen durch ausländische Investoren würde es noch nicht geben, aber allerorts in Tirol passiere das. Hier sei jetzt in höchstem Maße die Politik gefordert, dem einen Riegel vorzuschieben, so Egger.

Die Liste Fritz sieht darin einen massiven Bauchfleck für das Tiroler Grundverkehrsgesetz. Entgegen allen Beschwörungen der ÖVP, den Ausverkauf Tirols verhindern zu wollen, zeige sich einmal mehr, wie zahnlos das hiesige Grundverkehrsgesetz sei, beklagt die Liste Fritz.