Hypo bestätigt Verluste in Italien

Die landeseigene Hypo Tirol Bank bestätigt ihre bisher kolportierten Ausfälle im Italien-Geschäft von 125 Mio. Euro. Die im Dezember vorgenommenen Hochrechnungen zum zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf bei der Hypo Tirol Bank Italien halten demnach.

Nach der erfolgten Prüfung durch eine eigene Task Force bezeichnete die Hypo Bank den tatsächlichen Wertberichtigungsbedarf mit 125 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2011 sah die Hypo Tirol Bank Italien einen Wertberichtigungsbedarf von elf Mio. Euro vor. Der zusätzliche Wertberichtigungsbedarf liegt somit bei 114 Millionen Euro.

30 Mitarbeiter in Task Force

Hinter den Mitarbeitern der Task Force der Hypo Tirol Bank liegen drei Monate akribische Kleinstarbeit. 30 Mitarbeiter haben zwischen Anfang Jänner und Ende März ungefähr 350 Kreditakten geprüft. „Je nach fehlenden Unterlagen dauert die Prüfung eines Kreditakts zwischen einer Stunde und drei bis vier Tagen", erklärte Vorstand Hans-Peter Hörtnagl.

85 Prozent des Ausleihvolumens wurde überprüft

Alle 348 Kredite mit einem Ausleihungsvolumen von über 750.000 Euro seien einzeln geprüft worden. Die vergebenen Kredite unter 750.000 Euro seien stichprobenartig untersucht worden, stellte Vorstandsvorsitzender Markus Jochum klar. Insgesamt seien ca. 85 Prozent des gesamten Ausleihungsvolumens oder – in Euro ausgedrückt – von 1,037 Milliarden Euro überprüft worden.

Hohes Wachstum wurde mit erhöhten Risiken erkauft

80 Prozent der notleidenden Kredite wurden zwischen 2003 und 2008 vergeben. „Die Prüfung hat gezeigt, dass in diesen Jahren das überdurchschnittlich hohe Wachstum mit erhöhten Risiken erkauft wurde. Die Quote der notleidenden Kredite liegt bei über 37 Prozent. Dies übersteigt das Durchschnittsrisiko vergleichbarer Kreditportfolios um ein Vielfaches. Noch dramatischer ist diese Zahl, wenn man sich die Kredite ansieht, welche außerhalb des italienischen Kernmarkts Südtirol und Trentino vergeben wurden. Hier sind über 45 Prozente der Kredite notleidend“, so Jochum weiter.

Hypo legt Vollbank-Lizenz in Italien zurück

Die Hypo Tirol Bank wird die Vollbank-Lizenz in Italien zurücklegen und die Bank künftig als EU-Filiale weiterführen. „Mit einer EU-Filiale können alle Geschäftsbereiche abgedeckt werden, die wir aufgrund unserer neuen strategischen Ausrichtung in Südtirol und Trentino tätigen möchten.“ Vorrangiges Ziel sei es, neben einem eingeschränkten Neugeschäft das bestehende Risiko im Italiengeschäft weiter zu verringern bzw. die notleidenden Kredite so weit als möglich einbringlich zu machen", erklärte Jochum.

Bank sieht sich als Betrugsopfer

Die Bank sieht sich bei Teilen der Ausfälle als Betrugsopfer und erstattete Anzeige bei der Finanzmarktaufsicht (FMA). Durch die hohen Wertberichtigungen musste das Land Tirol der Bank abermals unter die Arme zu greifen. Im Dezember wurde im Landtag eine Kapitalspritze über 230 Mio. Euro beschlossen - mehr dazu in Land gesteht Hypo 230 Mio. Euro zu. Mittlerweile nahm auch die Korruptionsanwaltschaft Ermittlungen auf - mehr dazu in Hypo: Staatsanwaltschaft ermittelt.

Grüne mit Kritik an Überprüfung

Die Tiroler Grünen kritisierten, dass im Zuge der Untersuchung durch die „Task Force“ nicht das gesamte Italien Portfolio der Hypo Tirol Bank durchleuchtet worden sei. „Immer noch sind fast 400 Millionen Euro in Italien ungeprüft. Bereits bei der KPMG-Prüfung war das Problem, dass nur 25 Prozent der Ausleihungen geprüft wurden“, argumentierte der Grüne Landtagsabgeordnete Gebi Mair in einer Aussendung am Montag.