Bessere Berechnung der Bebensicherheit

Innsbrucker Wissenschaftler haben ein neues Modell zur Berechnung der Erdbebensicherheit historischer Gebäude entwickelt. Dadurch können bei einem Umbau solcher Häuser unter Umständen deutlich Kosten gespart werden.

Mit normalen statischen Methoden lässt sich die Erdbebensicherheit historischer Gebäude oft nicht nachweisen. Wichtig ist der Nachweis der Erdbebensicherheit besonders bei Umbauten von Häusern, wie etwa beim Ausbau eines Dachgeschoßes.

Christoph Adam

Universität Innsbruck

Professor Christoph Adam

Die Wissenschaftler der Universität Innsbruck haben ein Rechenmodell entwickelt, das eine ausreichende Bebensicherheit bei Häusern aus der Gründerzeit nachweisen kann, also von Häusern, die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Mit den Ergebnissen solcher Berechnungen könnten sich Bauherren unter Umständen teure Baumaßnahmen zur Steigerung des seismischen Widerstands ersparen, sagt Prof. Christoph Adam vom Arbeitsbereich Angewandte Mechanik am Institut für Grundlagen der Bauingenieurwissenschaften der Universität Innsbruck.

Mauerwerk wurde getestet

Um ihr Rechenmodell mit Daten zu füttern, mussten die Wissenschaftler umfangreiche Materialtests mit Mauerwerksproben durchführen. Die Häuser der Gründerzeit wurden noch aus Vollziegeln gebaut, welche andere Eigenschaften als die heute verwendeten Hohlziegel haben, sagt Christoph Adam.

Die in den Tests erhaltenen Kennzahlen werden dann in das Rechenmodell eingefügt, das ermöglicht, das nicht lineare Tragverhalten der alten Mauern zu berechnen. Das Rechenmodell erfordert einen extrem hohen Rechenaufwand. Für die Berechnungen wird der Supercomputer MACH herangezogen, der die 4.000-fache Kapazität eines PCs besitzt.

Mauerprobe in Testvorrichtung

Universität Innsbruck/Adam

Mauerprobe in der Testvorrichtung

Unterschätzte Erdbebengefahr

In der Aussendung der Universität Innsbruck heißt es, das Erdbebenrisiko sei in Österreich bis vor relativ kurzer Zeit unterschätzt worden. Dass gerade historische Gebäude bei Erdbeben gefährdet sind, zeigt etwa auch das letzte starke Erdbeben in Österreich vor 40 Jahren. Am 16. April 1972 führte ein Beben mit Epizentrum bei Seebenstein und Pitten im südöstlichen Niederösterreich selbst noch in Wien zu Zerstörungen, so stürzte am Gebäude der Universität Wien die Balustrade in die Tiefe - mehr dazu in ZAMG: Vor 40 Jahren: Letztes starkes Erdbeben in NÖ und Wien.

Auch große Teile Tirols liegen in erdbebengefährdeten Gebieten. Eines der letzten starken Beben ereignete sich in Tirol 1930 in Namlos im Außerfern. In den Jahren von 1571 bis 1689 war es im Raum Innsbruck und Hall zu mehreren starken Erdbeben gekommen.