Innsbruck ehrte frühere jüdische Mitbürger in London

Die Stadt Innsbruck hat frühere jüdische Mitbürger mit dem Verdienstkreuz geehrt. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich um Innsbruck besondere Verdienste erworben haben. Die Feier fand in der österreichischen Botschaft in London statt.

Die Ehrung in der Botschaft in London vor wenigen Tagen übernahm Gemeinderätin Gerti Mayr in Vertretung von Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer: „Sie und Ihre Familien haben die furchtbaren Ereignisse des Nationalsozialismus in Innsbruck miterlebt. Trotzdem blieb Ihre Nähe zu unserer Stadt auch in der Ferne stets aufrecht und daher ist die Verleihung des Verdienstkreuzes auch ein Zeichen der Verbundenheit der Stadt Innsbruck mit Ihnen.“

Verleihung der Verdienstkreuze der Stadt Innsbruck

ÖB London

Gemeinderätin Gerti Mayr (hinten) überreichte Vera Adams, Dorli Neale und Vera Graubart (v. l.) die Verdienstkreuze der Stadt Innsbruck

Vera Adams

ÖB London

Vera Schwarz

Vera Schwarz verlies Innsbruck 1938

1929 wurde Vera Adams in Innsbruck als Tochter von Ernst und Helene Schwarz geboren. Ihr Vater war Gesellschafter des Warenhauses „Bauer und Schwarz“, an dessen Stelle heute das Kaufhaus Tyrol in der Maria-Theresien-Straße steht.

1938 wurde Schwarz enteignet und sechs Monate lang eingesperrt, ehe er 1939 nach England flüchten konnte. Seine Tochter befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in England, da ihre Eltern sie aufgrund der antisemitischen Stimmung in Innsbruck schon 1938 dorthin geschickt hatten.

Dorli Neale

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Dora Pasch

Dora Pasch flüchtete 1939 nach England

Dorli Neale wurde 1923 in Innsbruck als Dora Pasch geboren. Sie war die jüngste von drei Töchtern von Friedrich und Rosa Pasch. Während der Novemberpogrome bzw. in der sogenannten „Reichspogromnacht“ wurde nicht nur sie selbst geschlagen, sondern musste auch miterleben, wie ihr Vater schwer misshandelt und bedroht wurde. 1939 gelang der Familie die Flucht nach England. Als Zeitzeugin trat sie aktiv an Innsbrucker Schulen auf und brachte den Schülern die Ereignisse dieser Zeit näher.

Vera Graubart

ÖB London

Vera Graubart

Vater von Vera Graubart wurde ermordet

Vera Graubart kam 1934 als Tochter von Richard und Margarethe Graubart in Innsbruck zur Welt. Die Familie wohnte in der Gänsbacherstraße 5. Heute gilt diese Adresse als inoffizielle Gedenkstätte für die Ereignisse der Novemberpogrome in Innsbruck.

Am Abend des 9. November 1938 wurde der Vater der damals vierjährigen Vera vor ihren Augen von der SS misshandelt und ermordet. Wenige Tage später flüchtete die Mutter Margarethe mit ihrer Tochter nach Wien. Im Frühjahr 1939 gelangte Vera mit einem Kindertransport nach London. Ihre Mutter kam im Juni desselben Jahres nach.

Ehrungen auch bereits im Vorjahr

Auch 2011 wurden in Innsbruck Verdienstkreuze an frühere jüdische Mitbürger verliehen. Damals wurden Abraham Gafni, Judith Shomrony und Richard B. Benson ausgezeichnet.