Neues Zentrum für Kinder mit Autismus

In Innsbruck wird am Mittwoch ein neues Zentrum zur Förderung von Kindern mit Autismus eröffnet. Das „Aurea“ möchte autistische Kinder beim Aufwachsen in der Familie sowie bei der Eingliederung in Kindergarten, Schule und Gesellschaft helfen. Einen Teil der Kosten übernimmt das Land.

In je einer Stunde Einzel- und Gruppenförderung pro Woche sollen Kinder Sprechen, Schreiben, Lesen, Rechnen sowie soziale Interaktion lernen. Gearbeitet wird nach dem „Muchitsch-Konzept“ – für das Land Tirol war das Bedingung, um das Aurea als Vertragspartner zu akzeptieren.

Autistische Störung:

Wahrnehmungsstörung auf mehreren Ebenen, typisch sind Auffälligkeiten in Kommunikation und Sozialverhalten.

Erprobte Therapie

Oberstes Ziel im Aurea ist es, autistischen Kindern den Spracherwerb zu ermöglichen. Die Überlegung hinter diesem Verfahren ist, dass die Kinder nicht ausdrücken können, was sie möchten und so darauf angewiesen sind, dass die Umgebung ihr Bedürfnis „errät“. „Errät“ Vater oder Mutter nicht richtig, droht Unbehaben bis zum Wutausbruch. Sprachkompetenz - diese wird bei „Aurea“ gefördert - durchbricht dieses Muster.

Die Methode stammt von Elvira Muchitsch, der Leiterin einer Wiener Fördereinrichtung für autistische Kinder. Das Verfahren beruht auf streng strukturierten Lerninhalten, die Kapitel für Kapitel erarbeitet werden. Die Förderung baut schrittweise auf den vorhandenen Fähigkeiten auf und erweitert diese.

Lernmaterialien Autismusförderung nach Muchitsch

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Unzerstörbares Lernmaterial nach Muchitsch

Maßgeschneidertes Werkzeug

Verwendet werden dafür auch spezielle Arbeitsmaterialien, die durch ihre Farbe wahrnehmungsgestörte Kinder besonders ansprechen. Außerdem sind die Lernwerkzeuge besonders robust.

Je nach Zustand eines Kindes, berichtet Aurea-Geschäftsführerin Gabriele Steiner, wird auf vorhandene Kompetenzen aufgebaut, über die Arbeit am Sprechen und Schreiben wird Soziales mitgelernt. „Das Kind muss so auch akzeptieren, dass jemand da ist, dem es folgen muss und dessen Anleitungen es sich nicht widersetzen kann“, sagt Steiner.

Turnsaal im Aurea Autismuszentrum

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Der achtjährige Keanu Li mit seinem Vater beim Training.

Wahrnehmung schärfen

In den Gruppenstunden geht es z.B. darum, wie man erkennt, ob jemand traurig oder fröhlich ist, wie man richtig darauf reagiert. Über rhythmische Übungen können die Kinder Orientierung an den Reizen der Außenwelt lernen. Rund 100 Stunden pro Jahr – rund zwei pro Woche – können mit dem Land Tirol abgerechnet werden. Im Rahmen der Förderung kommt die Therapeutin auch zu den Familien nach Hause und hilft dort, eingefahrene Strukturen aufzubrechen.

Nachdem das Land Tirol den Rehastätten Banffy vor etwas mehr als einem Jahr die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte, gab es von Seite des Landes für Kinder mit Autismus plötzlich keine Versorgung mehr. Eine Ersatzlösung, so ein Sprecher im Büro von Soziallandesrat Gerhard Reiheis (SPÖ), war schwierig, vor allem in dieser Größe.

Mag. Gabriele Steiner, Leiterin Aurea Autismuszentrum

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Geschäftsführerin Gabriele Steiner.

Ziel ist die tirolweite Versorgung

Die entstandene Betreuungslücke für autistische Kinder soll durch Aurea geschlossen werden. Das Zentrum, in dem bereits seit Herbst 2011 gearbeitet wird, versorgt Kinder im Alter von zwei bis 12 Jahren.

Derzeit werden laut Aurea-Geschäftsführerin Gabriele Steiner 20 Kinder betreut, die Zahl soll heuer noch auf 40 aufgestockt werden. Langfristig seien Außenstellen in den Bezirken denkbar, hieß es aus dem Büro Reheis. Ziel sei jedenfalls eine landesweite Förderungsmöglichkeit für Kinder mit Autismus.

Mehrere Gesellschafter

Geführt wird das neue Zentrum von der Gesellschaft für Psychische Gesundheit – pro mente tirol, der Autistenhilfe Tirol und der Gesellschaft für Psychotherapeutische Versorgung Tirols.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at