Regeln für Tourengeher auf Pisten

Von den 700.000 Skitourengehern in Österreich sind 80.000 regelmäßig am Abend in stadtnahen Skigebieten auf den Pisten unterwegs. Das sorgt bei Liftbetreibern für Unmut. Anstatt solche Konflikte auf rechtlichem Weg auszutragen, setzt der OeAV auf gemeinsame Lösungen.

Konfliktpunkte würden vor allem im Bereich der Abendskitouren liegen, so die Seilbahnbetreiber. Die Pistenpräparierung erfolge häufig mit Seilwinden - schwingende Seile können lebensgefährlich sein. Von Seiten der Seilbahnbetriebe wird auch das ungeordnete Aufsteigen als Gefahr genannt und kritisiert. Dazu komme die Belastung für die Fahrer der Pistengeräte.

Jetzt hat der Österreichische Alpenverein zehn Empfehlungen herausgegeben, die ein vernünftiges Miteinander von Tourengehern und Seilbahnunternehmen ermöglichen sollen. Die Kernpunkte lauten: nein zu einer Pistenmaut, ja zur Pistensperren während der Präparierung und auch ein Ja zu angemessen Parkgebühren im Tal.

Tourengeher auf Piste

OeAV / Scheuermann

Tourengeher in der Axamer Lizum

In zahlreichen Gebieten versucht man derzeit passende Lösungen für die Skitour am Abend auf der Piste zu finden, erklärt Alpenvereins-Vizepräsident Andreas Ermacora. „Der Boom ist nicht mehr wegzuleugnen, deshalb müssen sich alle an einen Tisch setzen und Lösungen finden". Das Ganze habe auch einen Gesundheitsaspekt, so Ermacora.

Friktionsfreies Miteinander ist möglich

Die Zahl der Aktiven steigt ständig und damit auch das Konfliktpotential zwischen Tourengeher und Pistenbetreiber, nicht nur in Tirol. In vielen Skigebieten sieht man inzwischen aber auch die Möglichkeiten, erklärte Michael Larcher vom Referat Bergsport des Alpenvereins. So gebe es in Kirchberg bereits eigene Aufstiegsspuren und längere Öffnungszeiten auf den Hütten: „Es gibt Bergbahnenbetreiber, die diesem Trend sehr offen gegenüberstehen und die auch Lösungen anbieten. Der Alpenverein drängt auf Konsens und wir denken, dass ein friedliches Nebeneinander durchaus gelingen kann.“

Innsbrucker Modell hat sich bewährt

Als Vorlage für andere Gebiete sieht der OeAV das seit drei Jahren im Raum Innsbruck laufende Modell. Jeden Abend hat ein anderes Skigebiet eine Piste für Tourengeher geöffnet. Beim oft angesprochenen Haftungsproblem für Unfälle in der Dunkelheit auf Skipisten spricht sich der Alpenverein für eine Landeshaftung aus. Ermacora: „Ich könnte mir vorstellen, dass in Anlehnung an das Tiroler Mountainbikemodell, bei dem das Land Tirol die Haftpflichtversicherung übernimmt, es auch bei Haftungsfällen, die nach Betriebsschluss entstehen können, zu einer Übernahme durch das Land oder eine öffentliche Einrichtung kommen könnte.“

Andererseits appelliert der Alpenverein an alle Skitourengeher, getroffene Vereinbarungen mit Liftbetreibern zu akzeptieren. Konsens – nicht Konflikt sei die Lösung.