Hypo: Zu offensive Kreditvergabe?

Sind die Millionenverluste der Hypo Tirol Bank in Italien auch die Folge von zu offensiver Kreditvergabe. Ein Finanzexperte glaubt ja. Der damalige Aufsichtsrat-Chef, Helmut Mader, weist jegliche Verantwortung von sich.

Am Freitag musste die Bank Millionen-Verluste bekannt geben - mehr dazu in Hypo-Minus von 110 Mio: Hilfe nicht nötig

Mader: „Bin fassungslos“

Helmut Mader, früherer Aufsichtsratsvorsitzender der Bank, zeigt sich angesichts der bekannt gewordenen Summen fassungslos. Er erklärt, dass der Aufsichtsrat einen eigenen Kreditausschuss gehabt habe. „Ich selbst bin - weil ich Politiker war - nicht hingegangen. Ich habe mich auf alle, die dort gearbeitet haben, bestens verlassen können“, sagt Helmut Mader.

Helmut Mader

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„Hätte nicht genauer schauen können“

Die Hypo sei laufend geprüft worden, von der Bank selbst, von der Nationalbank und auch von der Banca Italia in Italien, von Wirtschaftsprüfern und von einer Prüfgesellschaft. „Manchmal frage ich mich, wo die Summen herkommen, die größer als die ausgeliehene sind“, sagte der frühere Präsident des Aufsichtsrates, Helmut Mader.

„Mehr kann man nicht tun“

Auf die Frage, ob er seiner Aufgabe nicht ausreichend nachgekommen sei, sagt Mader: „Ich halte es nicht für eine Kränkung, wenn man da nachfragt.“ Weiters erklärt er: „Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe vorzusorgen, dass ein Risikomangement eingerichtet ist. Deshalb haben wir in jeder Aufsichtsratssitzung als Punkt eins einen Risikobericht gehabt.“ Auch Berichte der internen Revision seien vorgelegen und Sonderprüfungen. „Mehr kann man nicht mehr tun. Unterlassen ist sicher wissentlich nichts geworden.“

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Finanzexperte ortet zu offensive Geschäftspraxis

Dass es zu einem derartigen Abgang im Kreditgeschäft kommen konnte, bringt Jürgen Huber, Bankenexperte an der Uni Innsbruck, mit einer zu offensiven Kreditvergabe in Zusammenhang. Die Verantwortung sieht er dafür mehr in der Geschäftsführung als beim Aufsichtsrat. Dieser sei nicht in das Tagesgeschäft mit eingebunden. Zudem wurde die Kontrollfunktion ausgeübt, so Huber, der beispielsweise auf den vom Aufsichtsrat betriebenen Wechsel in der Geschäftsführung hinweist.

Wilfrid Stauder

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Stauder: „Hypo war getrieben!“

Wenig Kenntnis der Märkte gepaart mit einem aggressiven Expansionskurs sind für den derzeitigen Aufsichtsrat-Vorsitzenden, Wilfried Stauder, die Hauptgründe für die Verluste. Darauf habe man auch reagiert, so Stauder, und den Vorstand aber auch anderen zentrale Position Neubesetzungen vorgenommen.

Ob weitere Verluste drohen, darauf wollte Stauder im Tirol heute-Interview nicht näher eingehen. Man werde speziell das Italien-Geschäft aber ganz genau durchleuchten und wenn notwendig die Kontrollen noch weiter verschärfen.

Van Staa hat reines Gewissen

Warum es zu dem Desaster gekommen ist, kann Mader nicht sagen. Er begrüßt es, dass der Fall genau geprüft wird, auch von der Staatsanwaltschaft. Auch der damalige Eigentümervertreter Herwig van Staa (ÖVP) weist am Montag gegenüber Radio Tirol jegliche Verantworung von sich. Er habe ein reines Gewissen, sagt Van Staa.