Allein leben mit passender Hilfe

Wäsche aufhängen, Geschirrspüler ausräumen, Milch nach Hause tragen – alleine leben trotz einer Beeinträchtigung scheitert oft an kleinen Dingen. Maßgeschneiderte Hilfe zur Alltagsbewältigung bietet der Verein MOHI in Tirol seit mehr als 20 Jahren.

MOHI steht für „mobile Hilfe“, damit das selbständige Leben zuhause möglich ist und eine Unterbringung in einer Institution vermieden wird. Die Hilfe in Anspruch nehmen können Kinder und Erwachsene mit körperlichen, psychischen oder geistigen Behinderungen oder Erkrankungen.

Klient sitzt auf der Couch, Betreuerin bügelt.

ORF

Der 56-jährige Alex ist schwerkrank. Der fühere Drogenkranke kann sich ohne Rollstuhl nicht aus der Wohnung bewegen. Drei Mal wöchentlich kommen Betreuerinnen, helfen im Haushalt, beim Einkaufen und plaudern mit Alex über dies und das.

Lehrer nach einem Schlaganfall sind unter den Klienten, AIDS-Kranke mit Psychosen, Epileptikerinnen, Kinder im Rollstuhl oder ehemalige Obdachlose. Das Angebot ist nicht Pflege und nicht Therapie, sondern Hilfe im Alltag: Begleitung für Haushalt, Behördenwege, Freizeit, Arztbesuch, Schule.

Sozialintegrative Alltagsbegleitung

Die Klienten legen gemeinsam mit ihrem Koordinator - einer Art „Fallmanager“ - das Ziel der Betreuung fest, abgerechnet wird über Pflegegeld, Früh- oder Invaliditätspension, die Klienten selbst müssen einen Selbstbehalt übernehmen. Dieser beträgt je nach Einkommensverhältnissen zwischen null und sechs, sieben Euro pro Stunde.

Das Ausmaß an Betreuungsstunden richtet sich nach dem Bedarf und reicht von vier bis 40 Stunden pro Woche. Betreut werden derzeit rund 200 Klientinnen und Klienten im Großraum Innsbruck und im Oberland.

Klientin im Rollstuhl und Betreuerin füllen Schmutzwäsche in die Waschmaschine

ORF

Regine unterrichtete früher an der Schule Französisch. Seit ihrem Schlaganfall vor zwölf Jahren braucht sie Hilfe unter anderem beim Kochen, Körperpflege, Wäschewaschen. Für rund 15 Stunden verteilt auf vier Tage kommt das MOHI, das auch Fahrdienste übernimmt.

Augenmerk auf Vernetzung

Besonderen Stellenwert hat für Geschäftsführer Ludwig Plangger die enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie Johannitern, Hauskrankenpflege, Aids-Ambulanz, Psychiatrie oder Sozialsprengel.

Die Klienten werden vom MOHI über lange Zeit begleitet, im Verlauf von Jahren ändert sich unter Umständen ihr gesundheitlicher oder psychischer Zustand. Die Absprache untereinander soll sicherstellen, dass die betreuenden Einrichtungen den selben Wissenstand haben und - salopp ausgedrückt - die linke Hand weiß, was die rechte tut.

Gleiches Angebot, verschiedene Tarife

Obwohl das MOHI die Pflegekriterien der Zukunft erfüllt – „maßgeschneidert, zu Hause, flexibel“ – gibt es laut Plangger oft ein zähes Ringen mit dem Land um die notwendigen Mittel. „Manche Klienten benötigen mehr Stunden, und es ist dann ein zähes Ringen mit dem Land, damit die notwendigen Stunden auch genehmigt werden“, sagt er.

Ludwig Plangger, Geschäftsführer des MOHI

ORF

MOHI-Geschäftsführer Ludwig Plangger: „Auch der Rechnungshof kritisiert, dass das Land die Lebenshilfe bevorzugt.“

Außerdem würden vergleichbare Einrichtungen vom Land verschieden hohe Stundensätze vergütet bekommen. „So sind z.B. die Stundentarife der Lebenshilfe viel höher als unsere, obwohl sie im Bereich ambulante Wohnbetreuung das Gleiche anbieten wie wir.“

Die Lebenshilfe, so der Geschäftsführer des MOHI, könne es sich dank besonderer Verträge mit dem Land sogar leisten, die ersten 48 Betreuungsstunden für Klienten kostenlos anzubieten – für Plangger sind das völlig verschiedene Wettbewerbssituationen. Bei vergleichbarem Angebot, fordert der MOHI-Geschäftsführer, sollten alle Hilfsanbieter auch den gleichen Satz vom Land vergütet bekommen.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at

Link: