Interimsleiter für Kinderklinik gesucht

Die Kinderklinik soll wieder einmal neu strukturiert werden. Gleichzeitig wurden am Mittwoch Akutmaßnahmen präsentiert, die die internen Abläufe an der Klinik verbessern sollen. Gesucht wird auch nach einem interimistischen Leiter.

PK KLinik Kofler Lochs

ORF

Alexandra Kofler, Herbert Lochs

Es dauert mindestens noch eineinhalb bis zwei Jahre, bis die von TILAK und Medizin-Universität beschlossene Strukturreform umgesetzt ist. Solange kann und will man nicht mehr warten. Der öffentliche und politische Druck nach angeblichen Behandlungsfehlern ist enorm. Deshalb will Rektor Herbert Lochs eine Art „Übergangsregierung“ an der Kinderklinik installieren. Parallel dazu hat der Krankenhausverwalter TILAK, der für die Patientenversorgung verantwortlich ist, die internen Abläufe umorganisiert.

Mehr Personalkapazität durch zentrale Diensteinteilung

An Personal mangle es an der Kinderklinik laut TILAK und Universität nicht. Im Vergleich zu anderen Kinderkliniken sei man in Innsbruck sogar gut aufgestellt. Durch eine künftige zentrale Diensteinteilung sollen die vorhandenen Kapazitäten aber besser genutzt werden. Beispielsweise wird die allgemeine Ambulanz künftig immer mit ein bis zwei Fachärzten besetzt sein, verspricht die ärztliche Direktorin der TILAK, Alexandra Kofler. Verstärkt wird auch das Team der Kinderintensivstation. Dort wird künftig dauerhaft ein Kinderkardiologe eingesetzt.

Bezüglich Dokumentation und Kommunikation kündigt Kofler Verbesserungen an. Einerseits soll die oft notwendige Zusammenarbeit der Kinderklinik mit anderen Kliniken ab sofort dokumentiert und kontrolliert werden. Andererseits müssen Patientenanliegen laut Kofler künftig rascher abgearbeitet werden. Deshalb wird es regelmäßige Abstimmungen zwischen dem Büro für Patientenangelegenheiten, dem Patientenanwalt und der Ärztlichen Direktion geben.

Aus jetzt fünf werden künftig drei Kliniken

Bereits im April haben sich TILAK und Rektorat auf eine Strukturänderung an der Kinderklinik geeinigt. Diese sieht, wie berichtet, vor, dass aus den derzeit bestehenden fünf Departements künftig drei Kliniken werden: eine allgemeine Pädiatrie, eine Klinik für die Früh- und Neugeborenen und eine Kinderkardiologie. Letztere wird auch in Zukunft von Jörg-Ingolf Stein geführt, die Leitung für die anderen beiden Kliniken muss international ausgeschrieben werden. Die Berufungsverfahren dauern bis zu eineinhalb Jahre und können erst beginnen, wenn der Unirat der Strukturänderung zugestimmt hat. Rektor Herbert Lochs rechnet damit, dass das noch in diesem Jahr passieren wird.

Interimslösung für zwei Jahre geplant

Damit die Strukturreform an der Kinderklinik schon jetzt in Angriff genommen werden kann, plant Rektor Lochs eine Interimslösung. Er will bis zum ersten Quartal 2012 einen Interimsleiter für die Kinderklinik finden. Dabei denkt er, ohne konkrete Namen zu nennen, an einen international erfahrenen emeritierten Spezialisten. Dieser solle zwei bis drei Jahre lang die Strukturreform vorantreiben und die Kinderklinik wieder auf Vordermann bringen, bis eben die neue Leitung bestellt ist. Die, wie auch Lochs eingesteht, schwierige Suche nach diesem Interimsleiter habe bereits begonnen. Er habe mit einigen Kandidaten bereits Kontakt aufgenommen. Wenig hält Lochs davon, einen an der Kinderklinik tätigen Arzt mit der Leitung zu betrauen: „Eine Hausbesetzung ist in dieser Situation nicht ideal!“

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TILAK gesteht Fehler im Fall Azra ein

Stellung bezog die Ärztliche Direktorin der TILAK am Mittwoch auch zu zwei Fällen, die zuletzt für Schlagzeilen gesorgt haben. Im Fall Azra, die während einer Sedierung mit Propofol gestorben ist, gestand Kofler Fehler in der Behandlung ein und drückte nochmals tiefes Bedauern aus: „Die Behandlung an der Klinik wird von Menschen durchgeführt und Menschen machen Fehler. Es kann aber nicht sein, dass das Netzwerk in der Behandlung derartige Lücken aufweist, dass so schlimme Fehler nicht verhindert werden!“

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Im zweiten Fall des kleinen Ashraf aus Südtirol sieht Kofler kein Verschulden der behandelnden Ärzte. Das damals neunmonatige Kind sei mit Verbrennungen dritten Grades von Südtirol an die Innsbrucker Klinik geflogen worden. Dort musste es für 21 Tage in künstlichen Tiefschlaf versetzt und auf Grund der starken Schmerzen zusätzlich mit Morphium behandelt werden.

Dass das Kind im Anschluss an die Behandlung geistige Behinderungen aufwies, sei nicht auf die Tiefschlafphase oder das Morphium zurückzuführen, glaubt Kofler. Wahrscheinlich sei, dass es auf Grund der Verbrennungen zu einer Schädigung der weißen Hirnsubstanz gekommen ist. Zudem weist Kofler daraufhin, dass an dem Kind nach dem Aufenthalt an der Klinik weitere Stoffwechsel-Untersuchungen durchgeführt wurden. Zu einem Befundgespräch 2009 seien die Eltern schließlich nicht erschienen. Den Vorwurf der fehlenden Aufklärung können sie deshalb so nicht im Raum stehen lassen.

Ball liegt jetzt bei universitären Gremien

Dass die TILAK jetzt innerhalb weniger Tage Akutmaßnahmen treffen konnte, liegt daran, dass man bereits vor einem Jahr begonnen hat, mit externen Gutachtern und durch Mitarbeitergespräche Missstände an der Klinik zu orten und Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten. Diese werden jetzt umgesetzt.

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Keinen Einfluss hat die TILAK auf die Umsetzung der Strukturreform und die Leitung der Kinderklinik. Dies ist ausschließlich Angelegenheit der Medizin Universität. Rektor Lochs will nun Unirat und Senat überzeugen, den Strukturplan besonders dringlich und losgelöst vom Klinik-Entwicklungsplan noch im Dezember abzusegnen.

Aufatmen auch bei den Mitarbeitern

„Heute haben sich viele Mitarbeiter erstmals wieder abgeholt gefühlt“, lobt der Betriebsrat des wissenschaftlichen Personals an der Klinik, Martin Tiefenthaler, die offene Kommunikationspolitik von TILAK und Med-Uni. Sowohl die angedachte Interimslösung wie auch die geplanten Akutmaßnahmen seien von Seiten der Belegschaft durchaus positiv angenommen worden. Für den Bereich der Ambulanzen würde sich der Betriebsrat aber noch mehr qualifiziertes Personal wünschen, weil dort der Bedarf in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.

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Mitarbeiter und Betriebsrat sprechen aber in Summe von einem ersten Schritt in die richtige Richtung und können sich auch mit der Strukturreform anfreunden. Die Sprecherin der sogenannten Elternplattform, Gabriele Fischer, kann das nicht. Ihr gehen die Maßnahmen zu wenig weit. Sie bezeichnet die Reduktion auf drei Kliniken - die externe Experten vorgeschlagen haben - als Rückschritt für die Pädiatrie und begründet das mit dem Wegfall von Professorenstellen.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at