Kinderklinik will Hilfe von außen

Der Druck auf die Kinderklinik in Innsbruck wächst nach dem Tod einer Dreijährigen von Tag zu Tag. Ein „Gastprofessor“ soll jetzt helfen, das Wobei ist aber noch nicht ganz geklärt.

Die Suche nach der Todesursache des dreijährigen Mädchens ist noch nicht zu Ende und auch im Fall der Nadina steht das Gerichtsurteil noch aus. Trotzdem sind viele Eltern verunsichert, ob ihr Kind an der Klinik auch wirklich die beste Behandlung erfährt oder nicht.

Vorwurf Vertuschung geht ins Leere

Um die Reputation der Klinik wiederherzustellen, versuche man zuallererst offen mit den Fällen umzugehen, erklärt die ärztliche Direktorin der TILAK, Alexandra Kofler: „Vorwürfe der Vertuschung weise ich auf das Schärfste zurück“, sagt Kofler, die von einem enormen Schaden für die Klinik und vor allem für die Mitarbeiter der Klinik spricht.

Dr. Alexandra Kofler, ärztliche Leiterin der TILAK bei einer Pressekonferenz. Im Vordergrund viele Mikrophone

ORF

Alexandra Kofler

„Wir wollen Hilfe von außen holen“

Auch die vom Elternverein angesprochenen Personalprobleme lässt Kofler nicht gelten: „Ein Personalproblem gibt es nur insofern, als dass die Chefstelle noch nicht besetzt ist und die Leitungen interimistisch erfolgen. Bei der Anzahl der Kinderärzte aber liegen wir sicher nicht unter dem Schnitt.“

Derzeit gebe es zahlreiche Besprechungen und man gehe den Fall genau durch, berichtet Kofler: „Ich habe am Donnerstagabend ein langes Gespräch mit Rektor Lochs, dem Chef der Med-Uni-Innsbruck geführt und wir überlegen uns, ob wir einen erfahrenen Kinderintensivmediziner für drei Monate holen sollen. Jemand der reingeht und begleitet und vielleicht neue Erkenntnisse bringt. Wir wollen uns auch Hilfe von außen holen."

Im Tiefschlaf auf Untersuchung gewartet

Die dreijährige Azra ist vor einer Woche an der Kinderklinik gestorben und noch immer sind viele Fragen offen. Warum das Mädchen 36 Stunden im Tiefschlaf auf eine zweite Untersuchung warten musste, kann Kofler nicht beantworten: „Wir sind dabei, das genau zu untersuchen. Geplant war den Beatmungsschlauch am Sonntag zu entfernen. Es gab aber eine Schwellung im Bereich der oberen Luftwege, deshalb hat man sich nicht getraut, das Kind nach der Inspektion zu extubieren. Dem Kind wurden daher eine Zeit lang ein abschwellendes Medikament verabreicht. Der Tubus ist dann erst Montagfrüh entfernt worden.

Tilg beruft Landessanitätsrat ein

Da die Anwendung von Propofol bei der Sedierung und Narkotisierung eine komplexe medizinische Fragestellung ist, will Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) nun den Landessanitätsrat damit befassen. „Über den Gebrauch und die Zulässigkeit der Anwendung müssen die Experten entscheiden. Ich werde diese Fragestellung umgehend dem Landessanitätsrat zur Abklärung zuweisen“, kündigte Tilg an.

Ärzte-Betriebsrat: „Wir sind am Plafond“

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Dass Personalmangel ein Hauptgrund für die immer wiederkehrenden Probleme an der Kinderklinik ist, davon sind politische Opposition, Elternvertretung und der Betriebsrat des wissenschaftlichen Personals der Med. Uni überzeugt. Zur Aufrechterhaltung eines ordentlichen Betriebes würden Dutzende Ärzte fehlen, sagt Martin Tiefenthaler, Betriebsrat des wissenschaftlichen Personals an der Medizin Universität Innsbruck: „Wir sind am Plafond angelangt und es werden uns keine weiteren zwei Hände wachsen. Mitunter genügt eine Schwangerschaft, damit ein Dienstplan nicht mehr ausreichend bestückt werden kann. Wir haben vor zwei Jahren gemeinsam mit der TILAK und der Universität eine Personalbedarfsplanung im ärztlichen Bereich durchgeführt, dabei wurde festgestellt, dass im gesamten Universitätsklinikum 87 Stellen zu wenig sind, wenn wir die Überstunden in Stellen umrechnen. Weitere 15 Stellen fehlen von vornherein. Eine spezifische Unterbesetzung der Kinderklinik ist mir nicht bekannt", so Tiefenthaler.