AGES: Propofol für Kinder-Intensivstationen nicht zugelassen

Das Narkosemittel Propofol könnte an der Kinderklinik falsch eingesetzt worden sein. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen bestätigte, dass das Mittel zur intensivmedizinischen Therapie für Kinder verboten ist.

Nach dem Tod eines dreijährigen Mädchens hat sich laut Klinik der Verdacht erhärtet, dass eine seltene Nebenwirkung von Propofol zu dem dramatischen Verlauf geführt hatte.

Im Gespräch mit dem ORF erklärte Marcus Müllner, selbst Intensivmediziner und Leiter der für die Zulassung von Medikamenten zuständigen AGES-Pharmed, dass das Mittel bei Kindern nur als Operationsnarkose erlaubt sei.

„Verwendung explizit ausgeschlossen“

Für die Sedierung zur intensivmedizinischen Behandlung unter 16-Jähriger sei es schon länger verboten. Darunter falle z. B. der künstliche Tiefschlaf. Müllner: „Es geht um die Definition des Begriffs Sedierung. Wenn die Absicht ist, dass man ein Kind für längere Zeit zu Zwecken der Intensivtherapie, z. B. damit man es beatmen kann, sediert, dann darf man es nicht verwenden. Das ist explizit ausgeschlossen.“

Dr. Marcus Müllner, AGES-Pharmed

AGES

Dr. Marcus Müllner, Leiter der AGES-Zulassungsstelle für Medikamente

Ein „Graubereich“ sei in der Theorie nicht möglich. Wenn als Anwendungsbereich festgelegt sei, dass ein Präparat „nicht für Intensivtherapie geeignet“ sei, dann gebe es nicht die Einsatzdauer von zwölf, 20 oder 80 Stunden, sondern dann ist das Präparat eben nicht geeignet, so Müllner.

Einsatzbereiche vermischen sich im Klinikbetrieb

Er wisse, so der Leiter der AGES-Pharmed, dass der Klinikalltag die strikte Trennung von Einsatzbereichen erschwere. „In der Praxis weiß ich natürlich schon, wie es passieren kann, dass man einen Patienten nur kurz sediert halten möchte und dann dauert es plötzlich zwei, drei Tage, weil z. B. eine Untersuchung aussteht.

Dann sagt man, das können wir jetzt nicht machen, verschieben wir’s auf morgen, und dann bleibt der Patient in der Sedierung und natürlich unter der Therapie, mit der man die Sedierung in der Regel eingeleitet hat.“ In der Fachinformation gebe es allerdings explizit den Hinweis darauf, dass man Propofol dafür nicht verwenden dürfe.

Klinik bestätigte längeren Einsatz

Bei dem dreijährigen Mädchen war für eine Untersuchung Propofol eingesetzt worden, eine weitere Untersuchung hätte dann angeblich noch innerhalb weniger Stunden folgen sollen. Diese Untersuchung habe sich aber verzögert, heißt es bei der TILAK. Das Kind ist trotzdem unter dem Einfluss von Propofol geblieben, und zwar mindestens für 36 Stunden.

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Kritische Reaktionen

Der Elternverein an der Kinderklinik hatte in diesem Zusammenhang auch von Personalmangel gesprochen - und die Landeskrankenanstaltengesellschaft TILAK kritisiert.

Auch die Tiroler Grünen verlangen mehr Personal für die Kinderklinik und kritisieren die TILAK. Es könne nicht sein, dass am Montag ein Narkosefehler noch als Ursache für den Tod des dreijährigen Mädchens dezidiert ausgeschlossen werde, drei Tage später werde dann zugegeben, dass das für diese Verwendung nicht zugelassene Propofol auch noch falsch verwendet worden sei, so Klubobmann Georg Willi.

Kein Kommentar vom zuständigen Landesrat

Vom zuständigen Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) lag zunächst keine Reaktion vor. Tilg weile wegen der Seniorengesundheitstage in Reutte, hieß es am Freitag aus seinem Büro, er sei auch telefonisch nicht erreichbar.

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