Studie: Psychisch Kranke häufiger internetsüchtig

Jugendliche, die an einer psychischen Erkrankung leiden, sind sehr oft internetsüchtig. Im Vergleich zu psychisch gesunden Schülern ist die Wahrscheinlichkeit dafür fast achtmal so hoch, wie eine Studie der Meduni Innsbruck zeigt.

In der Studie mit Tiroler Jugendlichen ab 13 Jahren fanden Forscher der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck heraus, dass junge Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, wesentlich häufiger auch einen suchtartigen Internetgebrauch zeigen. Im Vergleich zu nicht psychisch erkrankten Tiroler Schülern ist die Wahrscheinlichkeit dafür um das 7,8-fache erhöht.

Jeder 25. Jugendliche internetsuchtgefährdet

Wie die Studie zeigt, sind 3,9 Prozent der Jugendlichen in Tirol punktuell so abhängig vom Internet, dass ihre Gesundheit und Entwicklung gefährdet sein kann. Dieser Wert entspricht dem Durchschnitt anderer Jugendlicher in Europa.

Die Studie wurde im Wissenschaftsjournal „BioMed Research International“ veröffentlicht. 111 Patienten aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie, sowie 398 Schüler aus Innsbruck ab 13 Jahren wurden dafür befragt.

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Besonders psychisch kranke Jugendliche sind in der Gefahr einer Internetsucht

Jugendliche brauchen professionelle Hilfe

Darüber hinaus würden die Studienergebnisse auch nahe legen, dass unter der Gruppe der internetabhängigen Jugendlichen bestimmte Probleme wie Mobbing, Identitätsschwierigkeiten oder Suizidgefährung signifikant häufiger vorkommen. „Unsere Studie zeigt, dass speziell Jugendliche mit psychischen Erkrankungen Schwierigkeiten haben, das Internet auf kompetente und nicht-schädliche Art zu nutzen“, sagt Martin Fuchs, Erstautor der Studie, von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Studie zu Internetsucht bei Jugendlichen

Knapp vier Prozent der Tiroler Jugendlichen sind krankhaft internetsüchtig. Das sagt eine neue Studie der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bei psychisch kranken Jugendlichen ist diese Zahl noch weit höher. 400 Schüler und mehr als 100 psychisch kranke junge Leute sind für die Studie befragt worden. Der Kinder- und Jugendpsychiater Martin Fuchs, der auch Erstautor der Studie ist, ist zu diesem Thema zu Gast im Studio.

Jugendliche mit einem suchtartigen Internetgebrauch bräuchten daher professionelle Hilfe, so die Forscher. „Mithilfe unserer Erkenntnisse können wir ein Risikoprofil erkennen. Ist dieses vorhanden, werden wir in der Behandlung verstärkt auf das Erlernen eines gesunden Umgangs mit dem Internet Wert legen“, erklärte Fuchs. In weiteren Studien soll nun untersucht werden, wie die Therapien gezielt verbessert werden können und wie sich der Internetgebrauch bei den Patienten während der Behandlung verändert.

Erstautor Martin Fuchs und Klinikdirektorin Kathrin Sevecke von der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

tirol kliniken/Ainetter

Erstautor Martin Fuchs und Klinikdirektorin Kathrin Sevecke von der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Aufpassen auf Anzeichen einer möglichen Sucht

Die Nutzung des Internets wird von Experten dann als gesundheitsgefährdend eingestuft, wenn Jugendliche so häufig vor dem Computer sitzen, dass sich Probleme in der Schule und am Arbeitsplatz häufen und sie sich immer mehr zurückziehen, heißt es. Ab wann die Internetnutzung krankhaft ist, könne nicht in Stunden gemessen werden. Erste Warnsignale seien sozialer Rückzug, plötzlicher Leistungsabfall in der Schule, Schlafstörungen oder das Aufgeben von bisher regelmäßig ausgeübten Freizeitaktivitäten.

Wenn Eltern bei ihren Kindern eine krankhafte Internetnutzung vermuten, sollten sie sich ehestmöglich professionellen Rat einholen, meint Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitäts-Klinik und Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall in Tirol.

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