Im reichen Südtirol steigt die Armut

Der aktuelle Wirkungsbericht der Caritas bestätigt den Trend der letzten Jahre: Die Armut in Südtirol steigt hinter der Fassade von Vollbeschäftigung und wirtschaftlichem Aufschwung.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv, der Tourismus boomt und auch das Baugewerbe floriert wieder. Aber die Caritas verzeichnet einen Anstieg an Menschen, die ihre verschiedenen Dienste in Anspruch nehmen.

Arm trotz Job

Immer mehr, vor allem junge Menschen, seien arm trotz Job, sagt Stefan Plaikner von der Caritas-Schuldnerberatung. Schuld daran seien etwa die hohen Miet- und Lebenshaltungskosten in Südtirol. Auch die Altersarmut wird in Südtirol aber immer mehr zum Thema.

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Stefan Plaikner

Den rund 1.700 Männern und Frauen, die den Dienst in Anspruch genommen haben, versuchen die Mitarbeiter aus akuten finanziellen Krisen zu helfen, aber auch Strategien zu finden, langfristig mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln auszukommen. Solche Beratungen seien sehr komplex und aufwändig.

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Mehr Menschen wenden sich an Einrichtungen für Obdachlose.

Bei einigen Anlaufstellen der Caritas ist nicht die Zahl, sondern die Intensität und Dauer der Beratungen gestiegen. Viele geraten in Bedrängnis, weil sie in einer Gesellschaft, die auf Leistung basiert, nicht Schritt halten können. Kommen Sucht oder psychische Probleme hinzu, fallen die Betroffenen oft durch das soziale Netz in Südtirol. Auch die Zahl derer, die sich an die Obdachloseneinrichtungen der Caritas gewandt haben, ist angestiegen.

Elementarste Grundbedürfnisse

Für manche Menschen geht es sogar um die elementarsten Grundbedürfnisse: In der Essensausgabe Clara in Bozner Bahnhofsnähe etwa, hat sich die Zahl der Gäste in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Dieser Anstieg hängt vor allem mit der Migration zusammen.

Nach wie vor hoch blieb der Bedarf an Unterstützung für Zuwanderer, Asylwerber und Flüchtlinge. So führt die Caritas weiterhin elf Flüchtlingshäuser, in denen 2017 mehr als 600 Personen beherbergt wurden.