Benko-Projekt für Bozner Hausberg Virgl

Seit Jahrzehnten ist der Bozner Hausberg Virgl verwahrlost. Jetzt soll der Hügel in ein Naherholungsgebiet verwandelt werden. Dahinter steht der Tiroler Investor René Benko. Die Gemeinde verhandelt derzeit über die Neugestaltung.

Der Virgl ist für die Bozner gleichzeitig nah und fern. Er ist der wohl am schnellsten zu erreichende Hausberg von Bozen, seit Jahrzehnten aber ist der Hügel von Gebüsch überwuchert und verwahrlost. Die Gebäude sind voller Graffiti und verfallen, der Virgl ist ein Treffpunkt für Drogenabhängige, 2013 wurde hier sogar ein Mord verübt.

Nur die ältere Generation erinnert sich noch, wie der Sonntagsspaziergang per Seilbahn auf den Virgl führte. Er war ohne Auto zu erreichen, Tennisplätze und Schwimmbad lockten die Ausflügler an. „Als Kind war ich oft zum Spazieren oben, wir fuhren mit der Bahn hoch. Jetzt habe ich Angst dort zu sein“, erzählt die Boznerin Mirella Mercantini, „aber vielleicht kommt er wieder, unser Virgl!“

verfallendes Gebäude am Virgl mit Grafitti, davor Gestrüpp

ORF

Der seit Jahren verwahrloste Virgl soll neu belebt werden

Benko investiert groß in Bozen

Tatsächlich ist am Berg einiges in Bewegung. Das Unternehmen Signa, das zur Gruppe des Tiroler Investors René Benko gehört, hat 38 Hektar, sechs Hektar Grünfläche und zwei Gebäude am Virgl erworben. Den Fuß in der Tür zu Südtirols Landeshauptstadt hat Benko mit seiner Südtiroler Niederlassung in Bozen schon lange. So wird nicht nur ein Einkaufszentrum im Stadtzentrum errichtet - mehr dazu in Benko darf Einkaufzentrum in Bozen bauen, die Signa baut auch Wohnungen und Büros, nach Ostern ist Baubeginn für einen neuen Bürokomplex im Zentrum.

Rendering der Mittelstation der Seilbahn auf den Virgl, moderne Architektur, große Flächen bzw. Rampen, im Hintergrund Bozen

Signa

Das Projekt für den Virgl wurde von norwegischen Architekten entwickelt

Nun soll auch noch ein Naherholungsgebiet am Bozner Hausberg dazukommen. Herzstück des Projekts ist eine neue Seilbahn, die anders als die alte, eingestellte Bahn vom Stadtzentrum aus zum Virgl hochfahren würde. Ein norwegisches Architektenteam hat die Talstation am Verdiplatz nahe dem Bahnhof und das Restaurant am Berg schon geplant. „Nun geht es darum, dass wir ein Geschäftsmodell mit der Bozner Gemeinde entwickeln“, erklärt Heinz Peter Hager von der Signa-Holding.

Gemeinde an Deal interessiert

Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi findet das Projekt für den Virgl sehr schick. Er kann sich durchaus einen Deal vorstellen, allerdings zum Nulltarif für die Gemeinde. Derzeit werden die Bedingungen für den Bau mit dem Investor verhandelt. Wenn die Signa den Virgl neu erschließen darf, könnte die Stadt umgekehrt urbane Flächen im Besitz der Gruppe Signa umwidmen. Für den Bürgermeister wäre der Tausch fair. Caramaschi träumt sogar schon vom neuen Virgl: „Die Bahn bräuchte nur eineinhalb Minuten von der Stadt auf den Berg und stellen Sie sich vor: es ist Weihnachtsmarkt und alle fahren hinauf um die Stadt von oben zu sehen!“

rendering mit der Talstation der geplanten Virglseilbahn am Bozner Verdiplatz, futuristische architektur mit Glas

Signa

Die geplante Seilbahn würde direkt in der Stadt am Verdiplatz starten

Für die ältere Generation wäre der Virgl als Ausflugsziel ein Dé­jà-vu. Spätestens zu Ostern sollen konkrete Angebote vorliegen. Als möglicher Baubeginn wird 2019 angepeilt.