Lernschwächen früh entgegenwirken

Rechtschreib-, Lese- und Rechenschwächen können für Kinder Hindernisse für das spätere Leben sein, allerdings nicht, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Silvia Pixner gründete eine Einrichtung in Hall, um Betroffenen zu helfen. Kritik übt sie am Schulsystem.

Fünf bis sieben Prozent der Weltbevölkerung leiden laut Silvia Pixner von der UMIT Hall an einer Lernstörung. Auch in Tirol sei das Problem verbreitet.

Dyskalkulie über dem Durchschnitt

Zwar liege Tirol bei der Legasthenie (Lese- und Rechtschreibschwäche) eher im unteren Bereich, bei der Dyskalkulie (Rechenschwäche) dagegen mit neun Prozent über dem Durchschnitt. Das liege daran, dass Mathematik aus vielen Teilkompetenzen besteht, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. „Außerdem ist die Forschung in diesem Gebiet noch nicht so alt und die Fördermethoden sind weniger weit entwickelt. In den letzten 20 Jahren hat sich aber einiges getan“, erklärt Pixner.

Kinder mit Lernschwäche

UMIT Hall

Kinder mit Lernschwächen werden an der UMIT trainiert.

Verringerte Chance auf Matura

Kritik übt Silvia Pixner am Schulsystem. Die Weichen für den späteren beruflichen Erfolg würden nämlich oft schon in der Volksschule gestellt, wenn die Entscheidung zwischen Hauptschule und Gymnasium fällt. „In viele Gymnasien kommt man nur mehr mit einem Einserschnitt, da wird schon früh selektiert“, kritisiert Pixner. Sobald sich also ein Kind in nur einem Fach schwertäte, hätte es geringe Chancen auf eine höhere Bildung und somit auf die Matura. Eine ganz große Hürde stellt für Pixner die Zentralmatura dar, die nicht nur Kompetenzen in allen Fächern sondern auch in allen Teilbereichen fordert. Von der Politik und den Schulen würde sich Pixner mehr Unterstützung erwarten: „Diese Art der Förderung wird nicht finanziell unterstützt, deshalb können sich nicht alle Eltern die Hilfe leisten.“

Symptome früh erkennen

Das Problem für viele Betroffene sei, dass Eltern und Lehrer die Lernschwächen oft erst spät erkennen. Es gebe aber durchaus Warnzeichen, meint Pixner: „Kinder, die an Legasthenie leiden, haben oft schon früh Schwierigkeiten mit der Spontansprache. Sie tun sich schwer mit Reimen, Silbengrenzen oder dem Heraushören einzelner Laute.“ Kinder, die an einer Rechenschwäche leiden, würden dagegen Zahlen eher aus dem Weg gehen, also zum Beispiel Würfelspiele meiden. Diese Anzeichen müsse man aber immer in Summe sehen und auf die Intensität achten. Wird die Schwäche allerdings früh genug erkannt, könne beinahe jedem Kind bis zu einem gewissen Grad geholfen werden.

Silvia Pixner hat 2010 das „Zentrum für Lernen und Lernstörungen“ gegründet – eine Einrichtung des UMIT-Instituts für Psychologie. Mit Unterstützung der Tirol Kliniken wird hier der Schwerpunkt auf Forschung und Lehre gelegt. Psychologiestudenten können ein Praktikum absolvieren, bei dem sie das Gelernte in die Tat umsetzen können, indem sie direkt mit den Kindern arbeiten. Diese Ausbildung ist tirolweit einzigartig. Außerdem wird laufend im Bereich Lernschwächen geforscht und eng mit der Pädagogischen Hochschule zusammengearbeitet.

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