Hermann Glettler ist offiziell Bischof von Tirol

Hermann Glettler ist Samstagmittag in der Olympiahalle zum neuen Bischof von Innsbruck geweiht und feierlich in sein Amt eingeführt worden. Es war eine dreistündige bunte Feier mit viel Musik und vielen Glückwünschen.

Angeführt von Salzburgs Erzbischof Franz Lackner begann um 12.00 Uhr die Zeremonie. Dem Kreuzzeichen auf die Stirn von Vater und Mutter Glettler folgte alsbald ein erster langer Applaus. Nämlich als der Erzbischof in seiner Einleitung das lange Warten auf einen Bischof in Innsbruck ansprach, das jetzt beendet sei.

Vater Hermann Kreuzzeichen

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Vater Hermann schenkt seinem Sohn Hermann zu Beginn der Feier ein Kreuzzeichen

Bischof Scheuer sieht einen „Brückenbauer“

Über die hohen Erwartungen, die an einen Bischof gestellt werden, sprach der Vorgänger von Hermann Glettler, der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt. Diese Erwartungen könnten aber nicht mit dem kleinen Finger erfüllt werden. Gleichzeitig sprach Scheuer auch von einem schwierigen Weg der Entscheidung für die Diözese Innsbruck und dankte diesbezüglich Generalvikar Jakob Bürgler für seine Arbeit während der bischoflosen Zeit.

Scheuer sieht den neuen Oberhirten als Brückenbauer. „Er kann Brücken bauen über existenzielle Abgründe hinweg - auch zu Nichtgläubigen“, sagte Scheuer in seiner Predigt in der Olympiahalle.

Dass die Bischofsweihe „in diesem säkularem Raum“ stattfinde, sei auch ein Zeichen für diese Brückenbauer-Funktion, so der Linzer Bischof. „Du bist mit Freude aufgenommen worden, und wirst Freude bringen“, richtete Scheuer das Wort an seinen Nachfolger. Ein Bischof solle auch ein „Hoffnungsträger sein in Konflikten“ und ein „Anwalt des Wir-Gefühls“, meinte Scheuer.

Scheuer sprach auch die enge Bindung Tirols mit dem Herzen Jesu an und wies auf die Gemeinschaft Emmanuel hin, der Bischof Hermann angehört. Auch für diese Gemeinschaft, die in Paris entstanden ist, spiele nämlich das Her Jesus eine wichtige Rolle.

Bischof Hermann Glettler

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Für Nuntius Zurbriggen ist Hermann Gettler eine sehr gute Wahl.

Launiger Nuntius über langsame Mühlen

Von einer besonders guten Bischofswahl sprach päpstliche Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, der ebenso auf die lange Zeit des Wartens auf einen Bischof für die Diözese Innsbruck einging. Er wisse auch nicht, weshalb es so lange gedauert hat, aber erinnerte gleichzeitig daran, dass die Mühlen Gottes langsam mahlen. „Und die des Vatikan noch länger“, fügte er schmunzelnd hinzu, was von den 8.000 Besuchern mit Applaus erwidert wurde.

Bischof Hermann Glettler

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Erzbischof Franz Lackner legt Bischof Hermann seine Hände auf.

Das Wappen des neuen Bischofs

Bereits im Vorfeld hatte sich der 52-Jährige einen Wahlspruch und ein Wappen ausgesucht. Letzteres nimmt unter anderem auf seine Heimatstadt Graz und seinen Bischofssitz Innsbruck Bezug.

Bischofswappen

Diözese

Wappen samt Leitspruch von Bischof Glettler

Während die Brücke im oberen linken Feld des Wappens auf die Stadt Innsbruck verweisen soll, befindet sich nebenbei unverkennbar der Grazer Uhrturm, das Wahrzeichen seiner Heimatstadt. Die Uhr zeigt „Zehn vor Zwölf“. Damit soll ausgedrückt werden, dass es „höchste Zeit ist, auf den Ruf Gottes zu hören“. Im linken unteren Feld des Wappenschildes findet sich die bischöfliche Segenshand, die auf die Herkunftsdiözese des Bischofs verweist. Daneben das verwundete Herz Jesu. Das Land Tirol ist seit 1796 dem Herzen Jesu geweiht.

Der Wahlspruch Glettlers - „Euntes Curate et praedicate - Geht, heilt und verkündet“ (Mt. 10, 7f) - knüpfe an das 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Innsbruck und den damals begonnenen Weg der Erneuerung an. Aufbrechen und Gehen sei „erste und wichtigste Antwort auf den Ruf Jesu“, so die Begründung.

Bischofsweihe

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Bischof Glettler liegt während der Allerheiligenlitanei am Boden - als Zeichen der Demut und Hingabe.

Bürgler bittet um päpstlichen Segen

Nachdem Vikar Josef Bürgler um den päpstlichen Seegen gebeten hat, verlas Ordinariatskanzlerin Gurdrun Walter ddie Ernennungsurkunde von Papst Franziskus.

Franziskus, Bischof und Diener der Diener Gottes

entbietet seinem geliebten Sohn Hermann Glettler aus dem Klerus der Diözese Graz-Seckau, bislang dort Bischofsvikar, als dem nunmehr erwählten Bischof von Innsbruck, Gruß und Apostolischen Segen.

„Wie die Berge es rings umgeben, so ist der Herr um sein Volk, von nun an auf ewig“ (Ps 125,2). Diese Worte aus den Psalmen kommen mir in den Sinn, wenn ich an die Stadt Innsbruck und die Menschen der Diözese Innsbruck denke, die nach der Versetzung des verehrten Bruders Manfred Scheuer auf den Bischofssitz von Linz derzeit auf seinen Nachfolger warten.

Ich weiß um deinen Einsatz für die Armen und Notleidenden, für die Seelsorge sowie für die Neuevangelisierung. Ich weiß um deine geistliche Lebensführung wie auch um deine umfassende theologische wie auch allgemein menschliche Bildung. Auf dich fällt mein Blick und dich erachte ich als den Geeigneten für das Amt des Vorstehers dieser Diözese.

Auf Vorschlag der Kongregation für die Bischöfe ernenne ich dich deshalb kraft meiner Apostolischen Vollmacht zum Bischof der Diözese Innsbruck. Zugleich übertrage ich dir alle Rechte und Pflichten, die mit diesem Amt verbunden sind.

Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 27. September im Jahr des Herrn 2017, dem fünften Jahr meines Pontifikats.
Papst Franziskus

Bischof Hermann Glettler

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Einen vollen Rucksack gabs als Geschenk von Landeshauptmann Günther Platter, die Bergschuhe und Stöcke überreichte dem neuen Bischof dann Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer.

Standing Ovations zum Abschluss

„Ich bete für eine Erneuerung des Vertrauens innerhalb unserer Kirche“, erklärte Glettler am Ende des Festgottesdienstes in seinen Dankesworten. Die Kirche dürfe sich „nicht in eine spirituelle Sonderwelt“ flüchten, sondern müsse neue Wege gehen und eine starke Spiritualität leben. Sie dürfe sich nicht in internen Diskussionen verlieren, niemand interessiere sich für kirchenpolitische Debatten bzw. Streitigkeiten. An die Gläubigen, und vor allem an die Jugend, appellierte er, „das bequeme Sofa des Wohlstandes zu verlassen und sich in unsere Welt einzumischen“. „Geht, heilt und verkündet“, appellierte der neuen Bischof an die Besucher und erntete dafür Standing Ovations. Er danke Gott für sein Leben und seinen Eltern dafür gelernt zu haben, „einfach zu leben und auf den großherzigen Gott zu vertrauen“.

Bischof Hermann Glettler

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Über 1.000 Mitwirkende

An die 8.000 Gläubige nahmen an der Bischofs-weihe des 52-jährigen Steirers teil - darunter auch Familienangehörige, Freunde und Wegbegleiter von Hermann Glettler. Die liturgische Feier wurde von 28 Bischöfen mitzelebriert. Die Weihe wurde vom Salzburger Erzbischof Franz Lackner vorgenommen, gepredigt hat Manfred Scheuer, der vor fast zwei Jahren von Innsbruck nach Linz gewechselt ist. Nach dem Gottesdienst waren alle zu einer Agape und zu einem bunten Kinder- und Jugendprogramm eingeladen.

Bischofsweihe

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Um 10.00 Uhr öffnete die Olympiahalle ihre Pforten

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