Von der Straße in ein neues Leben

In Tirol hat es im Vorjahr fast 800 Anzeigen wegen illegaler Prostitution gegeben. Ausbeutung und Frauenhandel spielen dabei eine große Rolle. Für betroffene Frauen gibt es nun in Innsbruck eine Schutzwohnung und eine Beratungsstelle.

Wo Frauen in extreme Armut und Notsituationen geraten, sind auch Frauenhandel und Zwangsprostitution meist nicht weit – das gilt auch für Tirol. Selbst hier erwartet Frauen oft Gewalt und Ausbeutung, nachdem sie unter Versprechungen aus dem Ausland hergebracht wurden. „90 bis 95 Prozent der Prostituierten hier kommen aus Ländern, wo Armut herrscht, aus Familien, die geprägt sind von Gewalt und Perspektivenlosigkeit“, erklärt Schwester Anna Mayerhofer, Leiterin vom Verein Solwodi Österreich.

Frauenhandel über Personen aus nächstem Umfeld

Manchmal hätten die Frauen auch sexuellen Missbrauch erlebt, das mache sie zu leichten Opfern: „Sie fallen auf Leute herein, die ihnen im Ausland Jobs versprechen.“

Beratungsstelle in Innsbruck:
Für Erstkontakte und Nachsorge der ehemaligen Bewohnerinnen wurde eine Beratungsstelle in der Maximilanstraße 8 eröffnet.

Vielfach findet heute der Frauenhandel auch über Personen aus dem nächsten Umfeld statt: „Ich kannte ein 16-jähriges Mädchen, das von ihrem Vater von Ungarn aus in die Prostitution nach Österreich gebracht wurde – über einen Zuhälter. Vater und Zuhälter haben das Geld kassiert, während die Puff-Mutter dafür gesorgt hat, dass das Mädchen in ein anderes Bordell kommt, damit wenigstens der Vater keinen Zugriff mehr auf sie hat“, schildert Mayerhofer. Auch in Innsbruck landen Frauen so auf der Straße, darunter vor allem Bulgarinnen und Rumäninnen, häufig auch Roma.

Themenbild: Sexarbeit

Helmut Fohringer / APA / picturedesk.com

Schutzwohnung als Alternative in Innsbruck

Bereits 2013 fiel dem Verein Solwodi auf, dass es in Innsbruck mehr Unterstützung für betroffene Frauen braucht. Die Anzeigen häuften sich und zudem seien Ordnungsstrafen für Frauen „auf dem Strich“ eingeführt worden, so Mayerhofer, aber damit sei den Frauen auch nicht geholfen gewesen. Im Gegenteil, Geldstrafen treiben Frauen oft noch mehr in die Abhängigkeit, weiß Mayerhofer aus ihrer Tätigkeit beim Verein. Aus diesem Grund habe man bei Solwodi beschlossen, auch in Innsbruck eine Schutzwohnung als Ergänzung zu bestehenden Hilfsstrukturen zur Verfügung zu stellen.

Frauen soll der Ausstieg erleichtert werden

Mittlerweile ist die Wohnung bezugsfertig: Fünf Frauen können hier Platz finden, eventuell auch mit Kindern. Damit soll ihnen der Ausstieg erleichtert werden. Ein Jahr dürfen die Frauen in der Wohnung bleiben. Hier erhalten sie durch drei Mitarbeiterinnen medizinische, psychologische und rechtliche Betreuung sowie Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche. Auch Alphabetisierungs- und Deutschkurse werden hier vermittelt.

Manche seien allerdings schon glücklich über ein Busticket für die Fahrt in die Heimat, sagt Mayrhofer. Ziel ist es in jedem Fall, dass die Frauen so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen stehen können und auf ihr „neues“ Leben vorzubereiten. Um die Schutzwohnung längerfristig zu finanzieren, werden allerdings über 100.000 Euro nötig sein.

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