Hörspiel des Jahres ist aus Tirol

Zum vierten Mal hat das Radiopublikum eine Tiroler Produktion zum „Hörspiel des Jahres“ gewählt. Der Sieg dieser österreichweiten Wahl ging an Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ in der Textbearbeitung Felix Mitterers und der Regie Martin Sailers.

Martin Sailer

ORF

Regisseur Martin Sailer

Als Darsteller war Mitterer selbst am Mikrophon, begleitet von den Musikern Juliana und Siggi Haider. Insgesamt standen 17 Hörspiele zur Wahl. Darunter Texte von Starautoren wie Daniel Kehlmann mit „Geister in Princeton“, Thomas Arzt mit „Käfergräber“, Julian Schutting mit „Herrenrunde“ und mit Patricia Brooks „Sprich nicht mit Fremden“, die im Wiener Hörspielstudio entstanden sind.

Verleihung des Hörspielpreises

ORF/Brunner

Verleihung des Hörspielpreises unter anderem mit ORF-Tirol Direktor Helmut Krieghofer, Felix Mitterer und Martin Sailer

Sendungshinweis:

„Hörspielgalerie“, Samstag, 14.00 Uhr, Ö1
„Trommelfell“, Sonntag, 20.04 Uhr,
Das Hörspiel zum Nachhören finden Sie hier.

Das Siegerstück

In „Ein Bericht für eine Akademie“ erzählt der Affe Rotpeter von seiner Anpassung an das Menschentum:

An der Goldküste angeschossen und eingefangen, wurde er nach Europa gebracht, wo ihm nur zwei Möglichkeiten für seine Zukunft blieben: In einem Zoo dahinzuvegetieren oder durch „Menschwerdung“ zumindest eine Art von Freiheit zu erlangen.

Juliana Haider

ORF Tirol

Juliana Haider

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Seine Verwandlung hat Rotpeter, wie er einer Akademie berichtet, die ihn eingeladen hat, mit großer Entschlossenheit vollzogen – und hält damit seinen Zuhörern auch listig einen Spiegel vor:

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Durch diese Art der Selbstverleugnung hat es Rotpeter zum vielbestaunten Varietékünstler gebracht, der in Gesellschafts- und Wissenschaftskreisen herumgereicht wird, sich bedienen lässt und nur dann und wann ins äffische Dasein zurückkehrt, was ernüchternd ist.

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Siggi Haider

ORF Tirol

Siggi Haider

Mitterer hat Kafkas Text bearbeitet

Felix Mitterer hat den Text Kafkas bearbeitet und mit Chansons aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren ergänzt, die er selbst singt, begleitet von Juliana und Siggi Haider an Saxophon und Akkordeon.

Felix Mitterer

ORF Tirol

Felix Mitterer

Nicht der erste Sieg aus Tirol

Schon mehrfach sind Hörspielpreise nach Tirol gegangen: „Hörspiele des Jahres“ wurden die „Kleine Vogelkunde“ von Händl Klaus, „Die Beichte“ von Felix Mitterer und Alois Hotschnigs „Die kleineren Reisen“.

Auch der „Österreichische Radiopreis der Erwachsenenbildung“ ging zweimal an Tiroler Produktionen, und „Die Beichte“ von Felix Mitterer erhielt den „Prix Italia“. Dieser weltweit beschickte Wettbewerb gilt als „Oscar“ aller Hörspielpreise. Mit der „Beichte“ ließ das Landesstudio Tirol Rivalen wie die BBC, die amerikanische NBC, die ARD, den kanadischen, japanischen und russischen Rundfunk hinter sich – nur einige Beispiele der 89 Titel umfassenden Konkurrentenliste.

Lange Tiroler Hörspieltradition

1947 wurden in Innsbruck die ersten Hörspiele produziert, die Serie der Arbeit in diesem Genre ist - im Unterschied zu anderen Landesstudios - seither nie abgerissen. An die 900 Hörspiele lagern im Archiv von Radio Tirol. Seit 1991 wird die Hörspielabteilung von Martin Sailer geleitet, der bislang rund 100 Stücke inszeniert hat.

Hörspiel-Kritikerpreis an Ursula Scheidle

Zum siebten Mal wurde der „Hörspielpreis der Kritik“ vergeben. Literatur- und Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, des „Standard“ und des „Kurier“ vergaben den Preis für das, ihrer Ansicht nach, „künstlerisch anspruchsvollste und ansprechendste“ Hörspiel des Jahres 2013.

Die Wahl fiel auf ein Stück der gelernten Schauspielerin, Dramatikerin und Ö1-Programmsprecherin Ursula Scheidle. Scheidle stammt aus Tirol und arbeitete in den 90-er Jahren im ORF Tirol am Innsbrucker Rennweg. Sie ist übrigens Enkelin von Josef Scheidle, dem ersten Intendanten von Radio Tirol.

In ihrem von Harald Krewer inszenierten Krankenhausdrama „Letzter Halt Plattform 80“ pendelt ein nicht mehr ganz junger und mäßig erfolgreicher Schauspieler (Wolf Bachofner) zwischen Leben und Tod. In seiner Orientierungslosigkeit trifft er zwischen den unzähligen Stockwerken, Plattformen, Aufzügen und Abgängen auf ein seltsames Ensemble. Er begegnet einem Chefpräparator und einer Chefputzfrau, einem Chefpatienten und der stets fröhlichen Florence Nightingale.

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